YOGA AKTUELL sprach mit dem Psychiater, Philosoph und Bewusstseinsforscher Stanislav Grof über die Geburtserfahrung als häufige Quelle depressiver Gefühle und holotrope Bewusstseinszustände als Hilfe bei Traumata
Dr. Stanislav Grof, aus Prag stammender, in den USA lebender Psychiater und Philosoph, ist einer der bekanntesten Bewusstseinsforscher weltweit. Er untersuchte und untersucht bis heute holotrope, das bedeutet auf Ganzheit ausgerichtete Bewusstseinszustände, in denen tiefe Heilung von körperlichen, seelischen, geistigen und spirituellen Leiden geschehen können. Im Frühling 2008 hielt sich Grof in Europa auf, um in der Nähe von Barcelona zu unterrichten, in Basel bei einer Konferenz zu sprechen und in Freiburg und Frankfurt Vorträge zu halten. Wir trafen ihn in Frankfurt zu einem Interview.
Interview
YOGA AKTUELL: Hier bei uns im deutschsprachigen Raum praktizieren immer mehr Menschen Yoga. Welche Verbindung besteht zwischen Yoga und Ihrer Arbeit?
Stanislav Grof: Der gemeinsame Nenner ist, was ich den holotropen Bewusstseinszustand nenne. Der Atem spielt im Yoga eine wichtige Rolle. Wobei „Yoga“ eine Menge unterschiedlicher Bedeutungen hat. Es gibt Pranayama, eine Atemarbeit, die sich vom Holotropen Atmen unterscheidet. Man kann mit dem Atem viele Dinge unternehmen, um das Bewusstsein zu verändern. Man kann ihn verlangsamen, beschleunigen, anhalten, zwischen Hyperventilation und Anhalten abwechseln … Die Essener hatten eine Methode, bei der man sich auf den Raum zwischen Einatmen und Ausatmen konzentrierte. Für sie war das der Punkt, an dem man in das göttliche Reich eintritt. Im Taoismus hält man sich eine Feder vor die Nase, und man atmet so sanft, dass sie sich nicht bewegt. Der Atem ist im Zusammenhang mit spirituellen Praktiken und mit Eingeborenen-Traditionen extrem wichtig. Auch das Singen kann den Atem beeinflussen. Es gibt auf Bali und bei den Inuit bestimmte Gesänge, die Atemübungen sind.
Ein anderer, eher trauriger Trend ist der, dass immer mehr Menschen an Schmerzen und Depressionen leiden. Worauf führen Sie das zurück, und wo ist die Verbindung zu Ihrer Arbeit?
Ich verstehe es so, dass bei einer Depression oder bei Schmerzen, sofern sie psychosomatisch bedingt sind, die Ursache aus dem Unbewussten kommt, aus bestimmten traumatischen Erfahrungen. Eine häufige Quelle depressiver Gefühle ist die Geburtserfahrung. Sie tragen den Stempel vor allem dessen, was ich die zweite Matrix nenne. Das ist das Stadium der Geburt, wo die Gebärmutter sich zusammenzieht, aber […]