… utopisch oder praktikabel? Unser Gesprächspartner zu diesem Thema: Norbert Söntgen, der eine erfolgreiche Filmproduktionsfirma gründete und nach längerer Auszeit heute als Coach arbeitet [timed-content-server show=“June 4, 2014 11:00 AM Europe/Berlin“]Yoga, Meditation und Spiritualität haben längst in die Werbung Einzug gehalten. Entspannte Geschäftsmänner strahlen uns im Schneidersitz von Modeplakaten an. Businessfrauen posieren mit Mudra für Parfummarken. Aber ist der Schritt dahingehend wirklich getan, dass in Firmen ein achtsamerer, wertschätzender Umgang miteinander gepflegt wird? YOGA AKTUELL unterhielt sich mit dem Coach Norbert Söntgen über die Schwierigkeiten, Spiritualität in den Berufsalltag zu integrieren.
YOGA AKTUELL: Können Sie sich bitte in ein paar Sätzen vorstellen?
Norbert Söntgen: Ich wurde 1959 in einer Handwerkerfamilie am Niederrhein geboren. Mein fünf Jahre jüngerer Bruder ist der Familientradition treu geblieben, ich habe mich mehr durch Rebellion abgegrenzt und schon früh einen Ausweg aus den konventionellen Familien- und Sozialstrukturen gesucht. Trotzdem landete ich, mangels eigenem Horizont und fehlender Unterstützung, in einem konventionellen BWL- und Marketingstudium. Irgendwie habe ich dann nach fünfjähriger Berufstätigkeit in einer großen Werbeagentur den Sprung in die Filmbranche gewagt und geschafft. Bis zu meinem 39. Geburtstag produzierte ich mit meiner Firma sehr erfolgreich hunderte von TV-Werbespots, einige Musikvideos und einen internationalen Spielfilm.
Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren mit Spiritualität. Wie war Spiritualität für Sie früher mit dem Beruf vereinbar?
In den 1990er Jahren – damals lebte ich in Hamburg – wurden wir von einer positiven Aufbruchstimmung getragen, die Werbebranche schwamm auf der Welle einer wirtschaftlichen Hochkonjunktur. Es gab damals viele junge Kreative, die Unternehmen gründeten. In dieser Szene der Kreativen und Erfolgreichen war Spiritualität verpönt. Äußerungen zu dem Thema wurden bestenfalls mit einem unsicheren Lächeln quittiert oder als Eso-Gesülze abgetan. Yoga beispielsweise war damals noch strikt als „indische Esokiste“ tabuisiert. Ich habe bei meinen Geschäftspartnern, Mitarbeitern und Freunden eine große Verunsicherung und eine gewisse Hilflosigkeit schon bei der zartesten Annäherung an spirituelle Themen wahrgenommen. Aus diesen Erfahrungen heraus habe ich mich selber mehr und mehr bedeckt gehalten und nur sehr wenig davon geteilt. Trotzdem konnte ich es nicht ganz lassen und habe zusammen mit einem Coach und Trainer zwei Seminare mit Selbsterfahrungsaspekten für unsere Firma organisiert. Das hat dann zeitweise zu sehr lustigen bis grotesken Szenen geführt. Beispielsweise mussten wir den Versuch einer kleinen […]