Karin Clauss ist Illustratorin und hat als solche inzwischen einen gar nicht mehr so kleinen Kreis von Fans. Aus ihren liebevoll gezeichneten Figuren spricht viel Weisheit, Herzenswärme und Humor. Wir haben sie gefragt, ob es einen Zusammenhang zwischen spiritueller Praxis und Kreativität gibt.
YOGA AKTUELL: Karin, beeinflusst deine spirituelle Praxis deine kreativen Prozesse? Gibt es da einen Zusammenhang für dich?
KARIN CLAUSS: Ich kann tatsächlich nicht unterscheiden zwischen spirituelle Praxis und meiner Kreativität – ich finde, das mischt sich alles im Prozess. Ich finde Antworten, wenn ich in Stille sitze, wenn ich koche oder im Gespräch mit Freunden in einem Cafe. Auch wenn ich meinen gezeichneten Protagonisten zur Sprache verhelfe. Das was da in meine Arbeit einfließt ist immer ein direkter Ausdruck meines Erlebens, von Beobachtetem, Gehörtem. Ich kann gar nicht anders als mich ausdrücken mit dem, was gerade zur Verfügung steht.
Gibt es eine konkrete Praxis oder Übung, die dich in deiner Kreativität unterstützt?
Wenn ich festhänge, hilft diese eine unterstützende Frage immer: Was will das Leben jetzt von mir? Zudem sitze ich viel in Stille und höre einfach hin, ob das Leben antwortet. Außerdem schwimme ich fast täglich – das ist auch eine Form der Meditation und eine Kraftquelle für mich, weil ich überzeugt bin, dass das Wasser die Sorgen abwäscht und einen klaren Geist schafft.
Hast du Erfahrungen mit Yoga gemacht?
Ab und zu mache ich mit einem Online-Programm Yoga – aber leider nicht regelmäßig. Das sind für mich gute Pausen vom Arbeitsalltag. (Aber es wäre noch cooler, wenn ich endlich mal einen Handstand hinbekommen würde… ;))
Deine Zeichnungen sind nicht nur witzig, sondern auch tiefgründig. Sie ermutigen dazu, die Stille zu suchen, achtsam, geduldig und liebevoll mit sich und anderen umzugehen… Warum ist es dir ein Anliegen, solche Dinge zu vermitteln?
Die Themen in meinen Zeichnungen sind in erster Linie biografisch. Alles, womit ich gerade hadere oder was mich gerade beschäftigt versuche ich für mich zu formulieren und in eine einfache, für mich selbst verständliche Form zu bringen. Zudem hilft es mir dabei, mit selbst mit Humor und Selbstironie zu begegnen, als letztendlich auch geduldig mit mir zu sein. Dass diese Themen so viele andere Menschen ansprechen ist ein großes Geschenk – auch weil ich merke, dass ich nicht alleine bin mit all dem.
Woher schöpfst du die Weisheit, die durch deine Zeichnungen spricht?
Ich glaube, ich bin ein Instinkttier. Trotz vieler Unsicherheiten habe ich ein Grundgefühl, für das, was stimmt, und das, was nicht stimmt. Das ist an sich nichts Außergewöhnliches – ich habe nur den Vorteil mit großer Naivität und Gottvertrauen durch die Welt zu laufen. Veit und Andrea Lindau begleiten mich schon lange auf meinem Weg und sind meine zauberhaftesten Wachmacher. Auch Byron Katie – wenn der Verstand mal wieder alles alleine regeln will.
Hast du einen Tipp für Menschen, die ihre Kreativität gerne ausdrücken möchten, aber keinen Zugang finden oder sich nicht so recht trauen?
Ich bin davon überzeugt, dass es in jedem Menschen mal lauter und mal leiser ruft. Das Leben macht doch keine Witze mit dir, du bist hier aus einem Grund. Und da auf sich zu hören – das ist eine echte, große Aufgabe. Kreativität ist dann einfach nur ein Resultat aus diesem „auf sich hören“. Also vertrau auf diese leisen Töne in dir, die dich führen. Geduld ist wichtig – am Leben ziehen bringt es auch nicht. Und do not forget the Mantra: Was will das Leben jetzt von mir? Vielleicht einen Kuchen backen, jemanden küssen, Kinderhände berühren, Abwaschen oder einfach Augen zu…. Kreativität ist so unendlich.
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