Ist Geld auf dem Weg zur Erleuchtung etwa ein Tabu? Für viele spirituelle Sucher sicherlich ein heißes Thema. Hier die kritische Auseinandersetzung mit weit verbreiteten spirituellen Konzepten über Geld, Reichtum, Kamele und Nadelöhre
Nichts auf der Welt ist gleichermaßen so begehrt und verflucht wie Geld. „Geld macht frei und sexy“ heißt es auf der einen Seite. „Des Satans Fangnetz in der Welt hat keinen anderen Nam’ als Geld“ heißt es auf der anderen Seite. Über die Entstehung dieses so gegensätzlich gesehenen und erlebten Objektes, dass an und für sich keine Eigenschaft hat, gibt es diverse Theorien. Eine lautet zum Beispiel, dass Geld in einem religiösen, kultischen Zusammenhang entstanden ist, weshalb man auch vom „heiligen Geld“ spricht. Geld stand hier im Zusammenhang mit symbolischen Handlungen wie Opfergaben an die Götter, mit Zahlungen an Priester – etwa mit einem Rind im antiken Griechenland – und mit der Begleichung von Strafen bei Verletzungs- und Todesfällen. Später, als das Papiergeld auf den Markt kam, konnte man sich durch Geld sogar seinen Platz im Paradies sichern. Besonders in den großen Religionen wie dem Christentum diente Geld lange Zeit als Mittel, um sich durch den sogenannten Ablass von seinen Sünden freizukaufen. Martin Luther begehrte bekanntermaßen gegen diese Form des Bezugs von Geld und Spiritualität auf. Er entkoppelte beides voneinander. Dem gegenüber ist es aber in anderen Religionen, wie dem Buddhismus, heute noch möglich, sich durch großzügige Geldspenden sein zukünftiges Karma zu verbessern.
Jenseits der sakralen Zuordnung des Geldes dauerte es viele Jahrhunderte, bis Geld sich weltweit ökonomisch als Zahlungsmittel etabliert hatte. Bevor es Geld gab, tauschte man „Ware gegen Ware“. Rinder gegen Kleinvieh, Muscheln gegen Perlen, Walzähne gegen Federn. Die bekannteste Form des Naturalgeldes dürfte die Kaurimuschel sein, die auch heute noch unter den Namen „Diwarra“ und „Tambu“ in Melanesien, der Südsee, ein gültiges Zahlungsmittel ist. Als sich der Handel immer weiter ausweitete, brachte der Naturaltausch für die Tauschpartner allerdings Schwierigkeiten mit sich, wie z.B. den Transport der Waren, das Finden eines geeigneten Tauschpartners, die Beschaffung der benötigten Tauschgüter, die unterschiedliche Bewertung der Waren sowie ferner die Verderblichkeit und Unteilbarkeit mancher Güter. Die Verwendung von Gebrauchs- und Schmuckgegenständen zum Beispiel von Beilen, Äxten, Muscheln, Perlen, aber auch von Lebensmitteln wie Zucker, Kakao, Tee, Stockfisch, […]