Die französische Zen-Nonne Kankyo Tannier ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass Spiritualität im Alltag gelebt werden kann. Wie dies möglich ist, erklärt sie in diesem Interview.
Alles unterliegt dem Wandel. Auch Zen-Buddhismus zeigt sich durch Kankyo Tannier in einem neuen Kleid. Die buddhistische Nonne ist jung, lebendig, charmant und authentisch. Offen und ohne Berührungsängste vermittelt sie, wie Stille unseren Alltag bereichern und zu einer Quelle der Inspiration werden kann. Gerade ist ihr Buch Stille erschienen. Darin beschreibt sie die große Heilkraft der Stille und erklärt, wie auch du und ich heilsame Einfachheit und tiefe Freude erfahren können.
Ich vermittle die Lehre nicht in einer strengen Form. Ich möchte lieber wie eine Art Freundin sein.
Interview
YOGA AKTUELL: Bitte beschreib dich dem Leser in drei Sätzen …
Kankyo Tanier: Ich bin 43 Jahre alt, buddhistische Nonne der Zen-Tradition und Bloggerin, um die Spiritualität verbreiten zu können.
Was hat dich dazu bewegt, Nonne zu werden?
Es war in den 1990er Jahren. Damals habe ich studiert, aber nicht wirklich einen Sinn im Leben gefunden. Ich war auf der Suche und habe so ein Buch vom Dalai Lama entdeckt. Das hat mich sehr beeindruckt und war der Grund dafür, dass ich viel gelesen habe und mich schließlich dazu entschieden habe, ein Zen-Retreat in einem Kloster zu machen. Das wiederum hat mich so tief berührt, dass ich nach dem Retreat dorthin gezogen bin.
Es war die Erfahrung, wieder nach Hause zurückzukehren. Ich habe in mir selbst einen Platz gefunden, an dem ich wirklich bleiben kann.
Während du das sagst, zeigst du immer wieder auf deinen Körper. Warum?
(lacht) Der Körper ist wie ein Schatz. Dieser Ansicht ist man im Yoga ja auch.
Du entsprichst für mich nicht dem Bild einer typischen Zen-Nonne, weil du auch eine Partnerschaft lebst, eine Arbeit hast, bloggst etc. Das klingt irgendwie paradox. Hältst du die Stille nicht so gut aus?
Mein Ziel besteht darin, alle Aktivitäten des Alltags mit dem Zen zu verbinden. Ich habe 15 Jahre in einem Kloster in Frankreich gelebt. Der Beruf nimmt nur einen kleinen Teil ein. Schließlich brauchen wir Geld zum Leben. Ich bin Gesangslehrerin und Hypnotherapeutin.
Hypnotherapie anzubieten, NLP zu praktizieren und Gesangslehrerin zu sein, passt auf den […]