Zen-Lehrer André Steiner sieht sich vor allem als Herzöffnungsbegleiter. Im YOGA-AKTUELL-Interview spricht er über die zentrale Bedeutung von Verbindung – mit sich selbst, mit anderen und mit der Natur.
Im letzten Jahr hatte ich die Möglichkeit, den Zen-Lehrer André Steiner kennenzulernen. Die von ihm angeleiteten Meditationen waren sehr einfach und tragen mich seitdem durch Zeiten der Unruhe. Für YOGA AKTUELL beantwortete er mir einige Fragen und schenkte uns einige kleine Meditationen.
Interview
YOGA AKTUELL: Kannst du dich dem Leser bitte in drei Sätzen vorstellen?
André Daiyû Steiner: Ich bin u.a. Zen-Lehrer, Buchautor, Coach und Dozent an Universitäten und Hochschulen, aber in erster Linie Herzöffnungsbegleiter. Ich komme aus der Schweiz und habe Philosophie, Psychologie und Wirtschaftsinformatik studiert. Hinzu kommen Ausbildungen im Bereich der ganzheitlichen Heilung, Familienberatung und Mediation sowie des Buddhismus.
Wie bist du zum Zen gekommen?
Nach einer Verlusterfahrung vor dreißig Jahren bin ich mit den Exzessen dieser Welt in Berührung gekommen – konkret mit zu viel Alkohol – und habe einen Weg gesucht, der mir auf eine andere Art und Weise Leichtigkeit gibt. So bin ich zufällig – es ist mir zugefallen – auf ein Zen-Seminar in einem Zentrum in der Nähe von Zug gekommen. Gleich am ersten Tag dieses intensiven Zen-Schweigeretreats spürte ich: Das ist mein Weg.
Gab es für dich danach weitere Schlüsselerlebnisse auf deinem Weg, die dein Verständnis von Zen vertieft haben?
Während meiner vielen Aufenthalte in einem Zen-Kloster in Japan habe ich mehrere Aufwacherlebnisse erfahren dürfen, für die ich unglaublich dankbar bin. Die Erfahrung von Einswerdung, Einheit ist dabei besonders hervorzuheben. Aber auch die Verbindung mit der Natur, die totale Selbstannahme, so wie ich bin. Und weitere.
Vor der Erleuchtung Wäsche waschen und nach der Erleuchtung Wäsche waschen … Es herrscht ja oft die Vorstellung, dass mit einer Erfahrung des Aufwachens die Arbeit getan ist und man nicht mehr praktizieren muss. Wie sieht deine heutige Zen-Praxis aus?
Seit bald dreißig Jahren übe ich täglich Zen. Die aktuelle Praxis sieht bei mir normalerweise so aus: Zuerst zehn Minuten Atemübungen (abwechselnd aus der Pranayama-Tradition oder mit der Wim-Hof-Methode), dann sechzig Minuten Zazen (Zen-Meditation) – davon sind etwa zwanzig Minuten spezielle Meditationen wie die acht Jhanas, Metta usw. – und der Rest ohne konkrete Übung, sondern einfach nur Dasein, Gewahrsein. Dann übe ich wieder […]