Begegnung mit einem modernen Druidenoberhaupt: Philip Carr-Gomm steht dem größten Druidenorden der Welt vor. Im Interview mit YOGA AKTUELL gewährt er
faszinierende Einblicke in die Welt druidischen Wissens
Wer denkt bei Druiden nicht sofort an Miraculix, den Druiden aus dem kleinen gallischen Dorf, welches er mit Hilfe seines Druidentrunks so tapfer gegen die Römer verteidigt hat? Mit Miraculix hat das heutige Druiden-Oberhaupt Philip Carr-Gomm jedoch so gut wie gar nichts gemeinsam. Carr-Gomm erscheint jugendlich, vital, ja schon fast jungenhaft und schelmisch, mit fröhlichen und offenen Augen. Gleichzeitig wird aber schnell deutlich, über welch tiefes Wissen das derzeitige Oberhaupt des größten Druidenordens der Welt, des Order of Bards, Ovates and Druids (OBOD) verfügt. Auch in ihren Zielen unterscheiden sich Miraculix und Carr-Gomm. So ist es ein Ziel von Carr-Gomm, das Wissen der Druiden um unsere Natur, unsere Seelenwelt und den Kosmos in unsere moderne Zeit zu übertragen und hier anwendbar zu machen, und zwar nicht durch einen Zaubertrunk, sondern durch zunehmende eigene Bewusstwerdung.
YOGA AKTUELL: Können Sie mir bitte als erstes einen kurzen Abriss über die Tradition der Druiden geben?
Philip Carr-Gomm: Die Druiden waren sowohl Magier und Dichter als auch Ratsmitglieder, Heiler, Schamanen und Philosophen. In früherer, vorkeltischer Zeit errichteten ihre Vorgänger Steinkreise und verehrten die Natur mit ihren vielen Facetten. Später verwoben die Kelten diese inspirierende Esoterik mit ihrer eigenen aufblühenden Kultur und ihren Weisheitstraditionen. So entstand das Druidentum, wie es von den antiken Griechen und Römern beschrieben wurde. Das Druidentum konnte durch seine Arbeit an den Bardenschulen und durch die Volkstradition in Irland, Schottland, Wales, England und der Bretagne weiterleben, obwohl es vom aufkommenden Christentum unterdrückt wurde. Im 18. Jahrhundert fand eine Renaissance des Druidentums statt, die bis heute andauert. Der Order of Bards, Ovates and Druids, der seinen Ursprung auf das Jahr 1717 zurückführen kann, widmet sich der Vermittlung der Druidentradition auf eine Weise, die den Ansprüchen der heutigen Zeit gerecht wird und zugleich fest im traditionellen Erbe unserer Vorfahren verwurzelt ist. Im Gegensatz zu den meisten etablierten Religionen, die auf Glaubenslehren aus der fernen Vergangenheit fußen, entwickeln sich die Philosophie und Praktiken des Druidentums stets im Einklang mit dem gegenwärtigen Zeitgeist weiter. Es ist eine Tradition, die nicht nur bewahrt und weitergereicht wird, sondern sich […]