Die Australierin Rachel Zinman unterrichtet international Bhakti- und Vinyasa-Yoga. YOGA AKTUELL sprach mit ihr über das Legen von Yantras, dem sie sich regelmäßig mit viel Hingabe als Teil ihrer Yogapraxis widmet
YOGA AKTUELL: Yantras sind im Westen eher selten Teil der alltäglichen Yogapraxis …
Rachel Zinman: Ja, Yantra ist eine sehr fortgeschrittene Art des Yoga. In Europa sind Asana, Pranayama und Meditation sehr wichtig. Mantras in der Form von Kirtan gewinnt gerade an Popularität. Mantras und Yantras sind die tieferen Aspekte des Yoga, weil man für Yantras eine ausgeprägte Fähigkeit der Konzentration benötigt. Wenn man also ein Yantra betrachtet, will man sicher sein, dass die Gedanken nicht abschweifen. Der Körper muss daran gewöhnt sein, still zu sein, und die Gedanken auch, denn man konzentriert alles auf diesen einen Punkt, damit die Form einen tatsächlich zur Freiheit führen kann. Eine Form im Bewusstsein zu halten, ohne dass die Gedanken abschweifen, ist am Anfang eine große Herausforderung.
Das Yantralegen hat sich wohl noch nicht so etabliert, weil wir erst körperlich bereit sein müssen, wir müssen bequem sitzen können. Wir müssen gelernt haben, dass Atem und Körper in Verbindung stehen und sich gegenseitig stützen und dass daraus eine Stille entstehen kann. Und sobald man mit dieser Stille vertraut ist, kann man sie überall hinlenken – in jeden Aspekt unseres Lebens. Genauso ist das mit Mantras und Yantras – den Ton oder die Form beständig im Bewusstsein zu halten, erfordert diese spontane Stille, sonst ist es wie Fernsehen: ein unbewusstes Glotzen.
Was ist denn genau ein Yantra?
Man sagt, als sich das Universum gebildet hat, seien Fragmente von Licht entstanden, und jedes Licht habe eine Energie und eine Eigenschaft, sowie einen Ton und eine Form. Der Ton ist das Mantra, und das Yantra ist die Form. Der Grund, weshalb es sich dabei nicht um ein Bild handelt, ist, dass wir geometrische Formen in uns selbst tragen. Diese Formen sind in unseren Körpern vorhanden – Spiralen, Ringe, Kreise, Drei- und Vierecke. Die Idee ist also, dass die Energie erst zu einem Ton wird und sich in einer Form manifestiert. Diese Form ist eine dynamische Repräsentation der heiligen Geometrie in uns. Und daraus erstellen wir, um es persönlicher zu machen, dann erst Bilder und erzählen […]