Gitta Kistenmacher wurde in Berlin geboren und lebt dort. Sie praktiziert seit 1970 Yoga und ist zertifizierte BDY-Yogalehrerin. Sie ist Mutter einer erwachsenen Tochter. 2012 erschien ihr Buch „Pranayama – Die Atemschule des Hatha Yoga“ bei Schirner.
Internet: www.gkistenmacher-yoga.de
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Wann haben Sie zum ersten Mal ganz bewusst geatmet?
Gitta Kistenmacher: Als Kind beim Schwimmen. Ich weiß noch, wie ich beim Brustschwimmen diese gleitende Bewegung während der langen Ausatmung genossen habe oder das Tauchen durchs 50-Meter-Becken mit angehaltenem Atem, um am Beckenrand wieder tief Luft zu holen. Ein Bademeister sagte damals, ich hätte einen eleganten Schwimmstil. Heute beobachte ich: Je bewusster die Leute atmen, umso anmutiger ihre Bewegungen. Und ich habe eine alte Teilnehmer-Karte von 1969 gefunden, von meinem ersten VHS-Yogakurs. Dort habe ich gelernt, bewusst zu atmen.
Und wann haben Sie erkannt, dass Pranayama ein wichtiger Aspekt im Yoga ist?
Der Atem spielte von Anfang an eine wichtige Rolle: Ujjayi, Zwerchfell- und Yogi-Atmung, aber keine klassischen Pranayamas. Deshalb war ich auf meinem ersten Pranayama-Seminar überrascht von der deutlichen Wirkung. Das war 1997.
Welche Rolle spielt Pranayama generell in Ihrer Tradition?
Ich fühle mich keiner bestimmten Tradition verpflichtet. Es kommt mir eher darauf an, mich durch die zahlreichen modernen Hatha-Yoga-Stile, die in den letzten Jahrzehnten „auf den Markt“ gekommen sind (und durchaus Spaß machen!), nicht ablenken zu lassen von den yogischen Kriterien, wie man sie bei Patanjali oder in Hatha-Yoga-Quellentexten nachlesen kann. Und in diesen Texten nimmt Pranayama einen großen Raum ein.
Wie oft praktizieren Sie persönlich Pranayama?
Im Alltag ca. sechsmal pro Woche 20 bis 30 Minuten. An einigen Tagen auch mehrmals täglich – je nach Bedarf oder je nachdem, welche Jobs anliegen. Innerlich gebe ich erst Ruhe, wenn die Arbeit getan ist. Hinzu kommen Workshops oder Ferienwochen, die ich buche. Seit einigen Wochen liebe ich es, früh morgens an der Spree zu walken und danach auf die Matte zu gehen. Wunderbar!
Welche Rolle spielt er in Ihrem Unterricht?
In meinen Wochenend-Workshops (Asana, Pranayama, Meditation) bereite ich Pranayama Schritt für Schritt mit yogischen Atemübungen vor; am ersten Tag die ableitenden, am zweiten die aufbauenden und ausgleichenden. Hier sind die Sessions erst 30, dann 45 Minuten lang. In den laufenden Kursen liegt der Schwerpunkt auf Asana – mit […]