Keine Entwicklung: in Bezug auf Yoga seit fünfzig Jahren polemisch, pauschalisierend und provinziell – die Hamburger Redaktion DER SPIEGEL
Das 1947 von Rudolf Augstein gegründete Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL hat zweifelsohne große Verdienste bei der Aufdeckung und Aufklärung von Fehlverhalten und kriminellen Machenschaft in Politik und Wirtschaft. Zudem finden sich im SPIEGEL immer wieder erstaunliche Portraits und gründlich recherchierte Beiträge. So gar nicht anerkennenswert sind die SPIEGEL-Beiträge jedoch, wenn es um Yoga geht. Bei diesem Thema versagt das Hamburger Magazin seit fünf Jahrzehnten.
Jüngstes Beispiel ist ein mit „Gefährlicher Kopfstand“ überschriebener Beitrag in der Ausgabe Nr. 14 vom 02. April 2012. Kurz nachdem die Krankenkassen einen satten Gewinn von vier Milliarden Euro bekanntgaben und sich dahingehend äußerten, dass sie dieses Plus nicht an ihre zahlenden Mitglieder weitergeben werden, da zweifelte der SPIEGEL daran, dass Yogakurse von den Versicherungsunternehmen „überhaupt bezuschusst werden dürfen“ und führte dafür das Sozialgesetzbuch an, wonach die Kassen mit den freiwilligen Leistungen „insbesondere einen Beitrag zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen erbringen“ sollen. Schon im Inhaltsverzeichnis des Spiegel Nr. 14 wurde deutlich Stimmung gegen Yoga und die sinnvolle Bezuschussung von Yogakursen durch die Krankenkassen gemacht: „Teuer und gefährlich – die Schattenseiten des Yogabooms“ heißt es da reißerisch, und neben einem Foto von drei weiß gekleideten Yoga-Übenden in der Baumhaltung am Timmendorfer Strand liest man: „Teure Entspannung (…) Experten warnen vor Geldschneiderei und Gesundheitsgefahren.“
Auch in dem dreiseitigen Text von SZ-Redakteurin Ulla Reinhard und Spiegel-Redakteur Udo Ludwig ist nochmals von den warnenden „Experten“ die Rede. Namentlich genannt werden sie nicht. Es könnte also gut sein, dass jene, die da anonym vor Yoga warnen, identisch sind mit denen, die eine ganzseitige Anzeige zwei Seiten vor diesem Beitrag gegen die Bezuschussung von Yogakursen finanziert haben. Auf Seite 45 findet sich eine Anzeigenseite für die „Apotheken Umschau“, ein Gesundheitsmagazin, das zweimal monatlich in einer Auflage von 9,63 Millionen erscheint. In den Apotheken wird es gratis an die Kundschaft verteilt, und im Volksmund nennt man es „Rentner-Bravo“ und „Stützstrumpf der Nation“. Finanziert wird die „Apotheken-Umschau“ durch die Werbung der Pharmafirmen sowie durch die Apotheken, die für jedes Heft an den „Wort und Bild“-Verlag in Baierbrunn zahlen müssen. Eine Anzeigenseite kostet im SPIEGEL übrigens derzeit 57.484 Euro … Auch das ist eine Menge Geld, […]