Wie aus Meike Blischke vom Rande Berlins die Sadhufrau Yamuna Giri wurde, die über zehn Jahre als Mitglied eines Sadhu-ordens in der Höhle Jhillmill Gufa bei Rishikesh lebte, und was sich für sie – nach ihrer Rückkehr – in Deutschland verändert hat
Wenn Yamuna Giri mit rauer und kräftiger Stimme von ihren Reiseerlebnissen oder von ihrem Leben in der Höhle Jhillmill Gufa unweit der Yogahochburg Rishikesh im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh erzählt, so schwingt da stets der Hauch der weiten Welt, einer mystischen, außergewöhnlichen Welt, einer Welt der Fabeln und längst verloren geglaubter Kulturen und Lebensweisen mit. Und wenn sie von ihrem Lebensweg berichtet, klingt das nach einem vorgezeichneten, zielorientierten Weg von A nach B – vom kleinbürgerlichen Umfeld Steinstückens unweit der Babelsberger Filmstudios am Rande Berlins in einen traditionellen Sadhuorden im Himalaya.
Es ist eine von Brüchen und Zweifeln freie Schilderung, gespickt mit Anekdoten und prophetischen Träumen, geprägt von der Suche nach Gott und dem Drang nach innerer und äußerer Freiheit. Der inneren Stimme gänzlich zu vertrauen, ihr alles sonstige unterzuordnen und dem Ruf dieser Stimme konsequent und beharrlich zu folgen, ist das Erstaunliche, Außergewöhnliche an Yamunas Lebensweg.
Irgendwann im Kindergartenalter brachte Meike ein Bildmotiv in vielen Versionen zu Papier, die sie zunächst unter ihrem Bett versteckte und vor dem Umzug nach Zehlendorf, in ein kleines Einfamilienhaus, verbrannte: Berge darauf, eine Höhle und Menschen mit orangefarbener Kleidung. Und sie löcherte ihre Mutter mit Fragen nach Gott. Da ihre Mutter ihr nun keinen Gott mit Wohnsitz und Wegbeschreibung bieten konnte und stattdessen auf den Wert eigener Erfahrung verwies, wodurch sie nicht für alle und ganz allgemein, aber für sich persönlich Gott erleben könnte, so reagierte Meike spontan wie folgt: „Ich mache die Augen nicht eher auf, als bis ich Gott gefunden habe.“
Die Sehnsucht blieb und auch die Gewissheit, dass „dieser ganze Zirkus hier einfach nicht mein Weg ist“. Sie lehnte ihr Umfeld ab, wurde zur Außenseiterin, fühlte sich fehl am Platz, wollte zweimal ihrem Leben ein Ende setzen. Wohin ihr Weg führen sollte, war noch unklar, überlagert von Ablehnung.
Auf dem Gymnasium dann der entscheidende Hinweis – in Gestalt einer Packung Räucherstäbchen. Als sie den Aufdruck „Made in India“ las, wusste sie schlagartig, „da ist es, wo […]