Lesen Sie hier über Menschen, die sich entschlossen haben, in einer spirituellen Gemeinschaft zu leben. Diesmal: Katja Ulbricht. In der DDR ohne jeden Bezug zu Spiritualität aufgewachsen und durch einen Bandscheibenvorfall zum Yoga gekommen, lebt die langjährige Betriebswirtin nun im Yoga Vidya Zentrum Bad Meinberg.
Zu DDR-Zeiten kannte ich das Wort Yoga gar nicht“. Katja Ulbricht sitzt im Schneidersitz auf dem Boden ihres Zimmers im Kölner Yoga-Vidya-Stadtzentrum, hält ihr Baby im Arm und überlegt. Sie hat immer viel Sport betrieben, aber Yoga ist ihr in Chemnitz, wo sie aufgewachsen ist, nicht begegnet. Von der Straße im belebten Kölner Eigelsteinviertel dringt Lärm in das schmale Zimmer, in dem eine Kommode als Wickeltisch dient. An der Stirnseite des Raumes schmiegen sich die Betten von Mutter und Kind aneinander. Es ist eng hier für zwei Personen, auch wenn der kleine Marian, der jetzt zufrieden die Augen schließt, keine hohen Ansprüche stellt. In Bad Meinberg, im Yoga-Ashram, in den die beiden in wenigen Tagen übersiedeln, werden sie ein eigenes Appartement haben, eine kleine Küche, zwei Zimmer und, ganz wichtig, viel Natur rund um das Haus.
Der kleine Junge ist jetzt drei Monate alt und es scheint ihn nicht zu stören, dass sich die Mutter nicht nur auf ihn, sondern auf die Fragen nach ihrer Vergangenheit konzentriert. Zum Beispiel auf die, was die sympathische, attraktive und erfolgreiche Betriebswirtin aus der Bank, wo sie insgesamt elf Jahre tätig war, in ein Yoga-Zentrum führt. Katja zögert keinen Moment: Bandscheibenvorfall. Sie war Anfang dreißig, kam morgens nicht mehr aus dem Bett, ging gebückt wie eine alte Frau. Es war der Körper, der die deutlichen Signale schickte, dass sich etwas ändern muss, aber Stress und Unzufriedenheit gab es schon länger. Sie war auf der Suche, aber wonach? Hatte eine schmerzhafte Trennung vom langjährigen Partner hinter sich. Und obwohl sie ihre Arbeit als Firmenkundenbetreuerin gern machte, den Kontakt zu den Kunden schätzte – da waren die Zweifel darüber, ob sie bei der Bank bleiben sollte. Der vage Wunsch, etwas verändern zu wollen. Aber was?
„Mir war klar, dass ich nicht nur ein körperliches Problem habe, sondern jetzt endlich etwas für mich tun muss“, erinnert sich Katja. Auf der Suche nach einer Anleitung zu den „Fünf Tibetern“ stieß sie in einer […]