Ganz entspannt und undogmatisch: Die „Schlampenyoga“-Autorin Milena Moser über die Sicht der Suchenden, Stolpernden und manchmal auch Scheiternden, über Yoga als die Fähigkeit, an einem bestreikten Bahnhof die Ruhe zu bewahren, und warum ein Tag mit Yoga ein besserer Tag für sie ist
Mathias Tietke: In Ihrem ebenso aufschlussreichen wie amüsanten Buch „Schlampenyoga“ konnten die Leser Ihre Entwicklung vom schweißtreibenden Akrobaten- und Teenager-Yoga bei einer Ex-Domina bis zur Erkenntnis: „Nichts gegen Akrobatik – solange man es nicht Yoga nennt“ und der Wertschätzung von Desikachar und Patanjali mitverfolgen. War dies eine temporäre Auseinandersetzung mit Yoga, die an den achtjährigen Aufenthalt in San Francisco geknüpft war, oder ist Yoga etwas, das weiterhin Bestand und Bedeutung hat in Ihrem Leben?
Milena Moser: Ja klar, aber heute ist Yoga eher ein regelmäßiger, selbstverständlicher und so auch unspektakulärer Teil meines Lebens und meines Alltags geworden. Ich könnte mir den Alltag ohne Yoga gar nicht mehr vorstellen, ich habe mich irgendwie aber auch daran gewöhnt. Anders gesagt, ich mache mehr Yoga, rede aber weniger drüber…
M.T.: Der Untertitel des erwähnten Buches lautet „Wo geht´s hier zur Erleuchtung?“ Ist Erleuchtung bzw. erleuchtet zu werden etwas, das für Ihr Leben Bedeutung hat, oder spielt das andere große Ziel des Yoga, Kaivalya, das Erlangen von Freiheit im Sinne von Ungebundenheit, eine größere Rolle?
M.M.: Der Untertitel ist eher selbstironisch gemeint und bezieht sich auf meine Sehnsucht nach der ultimativen Antwort – Erlösung, Erleuchtung, Befreiung, Heilung, wie immer man das nennen will. Eine Sehnsucht, die ich offenbar mit vielen Leserinnen und Yogaschülerinnen teile. Heute ist auch ein Konzept wie Kaivalya für mich eher ein Ziel in dem Sinn, dass ich es momentweise erleben will und nicht als End-Zustand anstrebe. Ich habe mich von der Idee der Erlösung oder Befreiung als permanentem Zustand verabschiedet – lächelnd.
M.T.: Aus welchem Grund sind Sie in die Schweiz zurückgekehrt und welche Auswirkungen hat dies auf Ihren Alltag und Ihre Yogapraxis?
M.M.: Das waren in erster Linie familiäre Gründe. Mein Alltag hat sich natürlich radikal verändert, nur schon durch die Tatsache, dass in der Schweiz die Kinder zum Mittagessen nach Hause kommen. Auf Yoga bezogen heißt das, dass ich hauptsächlich zu Hause übe. Wir wohnen auf dem Land, das Angebot ist begrenzt. Außerdem […]