Von Kalkutta bis Rishikesh, von Kaffehäusern bis zu Krishna, in Indien fließt das Leben in einer bunten Vielfalt dahin. Reinhard Kowalski hat sich in diesen Fluss begeben und wurde prompt verzaubert
Es ist nicht schwer, sich in Indien zu verlieben – nicht in irgendjemanden sondern in etwas, das sich besser erfahren als beschreiben läßt. Es ist eine Erfahrung der Seele und nicht der Sinne. Wer Indien nur mit den üblichen zwei Augen sieht bleibt blind. Indien muß mit dem ‚dritten Auge’, dem Auge unserer spirituellen Intuition erfahren werden. Dann können wir merken, wie auch der Lärm, das Chaos im Straßenverkehr und das Gedrängel in engen Gassen durchwoben sind von einer tieferen spirituellen Vibration. Es ist so, als könne man das ‚Aum’ deutlich als Hintergrundvibration hören und fühlen. Indien kann, wenn wir offen dafür sind, auf ganz wundersame und wundervolle Art unser Herz- Chakra und damit die Welt der universalen Liebe öffnen.
Nur mit dem Kaffee sieht es besonders in Nord-Indien nicht so gut aus. Glücklicherweise teilte mein Zimmergenosse Ted, ein Amerikaner der Starbucks-Generation, auf unserer Pilgerfahrt meine Vorliebe für guten Kaffee. Und nach vielen mühsamen und enttäuschenden Erfahrungen mit Pulverkaffee hatte ich noch einen Geheimtipp in Kalkutta.
Es war schon beachtlich, wie Ted und ich (und auch andere Pilgerkameraden) nach stundenlangen Meditationen nach Kaffee lechzten. Als spirituell orientierter Psychologe könnte ich natürlich sehr gut darüber spekulieren, wie unsere Sinneswelt sich gegen die Transzendenz wehrt und hartnäckig an zumindest einer Sucht festhalten will. Aber was soll’s. Der Kaffee, den wir besonders in Kalkutta und in Rishikesh fanden war wirklich ausgezeichnet.
Nun kann all das, was man in Indien auf einer Pilgerfahrt erfährt oft auch eine Lektion sein. Zum Beispiel der Straßenverkehr. Es gibt keine Regeln und trotzdem läuft es irgendwie, trotz des Gedrängels, der Rikshas und der Kühe, die sich überall friedlich und zielstrebig durch das Gewühl winden. In Haridwar lief sogar eine Kuh den Bahnsteig entlang und blieb kurz bei Grüppchen von Reisenden stehen, um Eßbares zu erschnuppern.
In Varanasi haben die Kühe eine besonders geschickte Parkstrategie entwickelt: Sie legen sich entweder in die Mitte eines Kreisverkehrs, oder sie parken sich ein zwischen Fahrrädern und Mopeds. Kühe und Menschen sind alle gut darauf trainiert, die Entfernung von Hupsignalen, […]