Ein Yoga-Retreat für muslimische Frauen in einem Land wie Kuwait? Klingt erst einmal gewöhnungsbedürftig. Für die Yoga-Lehrerin Gabriele Weise war es jedoch ein ganz besonderes Erlebnis
Ich sitze in der Lufthansa-Maschine auf dem Weg nach Kuwait. Außer mir gibt es kaum noch andere Frauen in der Maschine. Die Männer sind mit ihren Laptops beschäftigt oder schlafen. Wer nach Kuwait reist, ist selten Urlauber. Die meisten hier bereiten sich auf ihre Geschäfte in Kuwait vor. Auch ich. Allerdings ist mein Business von anderer Art: Ich reise freiberuflich als Yogalehrerin.
Von einer kuwaitischen Prinzessin wurde ich eingeladen, um auf der Insel Failaka an einem „Yoga- und Wellness-Retreat“ zu partizipieren. Fünfzehn Frauen haben sich angemeldet, um eine Auszeit von drei Tagen fernab von Familie und sonstigen Verpflichtungen zu verbringen. Es ist das erste Yoga-Retreat in Kuwait!
Wie in einem Märchen aus „Tausend-und-Einer-Nacht“ komme ich mir vor. Eine Verbindung, die vor fünf Jahren in einer hessischen Kurklinik begann, hat mich nun hierher gebracht. Was wird mich erwarten, in diesem arabischen Land, mit dem die meisten Menschen vor allem den letzen Golfkrieg in Verbindung bringen?
Nach fünfeinhalb Stunden Flug komme ich an in der mir bis dato fremden Welt. In früheren Jahren habe ich auf meiner spirituellen Suche Asien von Nord nach Süd und Ost nach West eingehend mit dem Rucksack bereist, darunter auch muslimische Länder wie Indonesien, Pakistan und Bangladesh. Danach leitete ich Yoga-Retreats in Indien und auf Bali, aber die arabische Welt blieb mir bis vor kurzem noch unerschlossen. Doch das sollte sich jetzt ändern!
Am Flughafen werde ich bereits mit einem Willkommens-Schild abgeholt. Von jetzt an brauche ich mich um nichts mehr zu kümmern. Ich werde von Person zu Person „weitergereicht“, bis ich mit Chauffeur und „Gesellschafterin“ im Haus der Prinzessin ankomme.
Mir wird ein eigenes Gäste-Wohnhaus zugewiesen; auch der indische Chauffeur und die aus Ägypten stammende nette Dame, die mich vom Flughafen abholte, bleiben mir erhalten. Hinzu kommt nun auch noch ein indisches Hausmädchen, das mir rund um die Uhr zur Verfügung steht. Alleine werde ich von nun an nur noch selten sein. Die Bevölkerung Kuwaits besteht zu sechzig (!) Prozent aus ausländischen Arbeitskräften und deren Angehörigen. Darunter finden sich auch viele Asiaten, die vornehmlich im Dienstleistungsbereich zu finden sind.
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