Was große Yogis über den Buddha dachten
David Frawley hat in seinem aufschlussreichen Artikel über Yoga und Buddhismus (YOGA AKTUELL 15/2002) die wesentlichen Punkte zu diesem Thema erläutert und dabei einige Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede herausgearbeitet. Sehr bedeutsam erscheint mir seine Schlussbemerkung: »Im Augenblick sind wir im Begriff, in ein globales Zeitalter einzutreten. Und genau deshalb ist es notwendig, Toleranz und Respekt gegenüber allen Formen der spirituellen Suche an den Tag zu legen… Deshalb ist es wichtig, dass Meditationstraditionen wie Yoga und Buddhismus sich gegenseitig ehren und respektieren. Ihre gemeinsamen Werte… sind entscheidend, wenn die Welt aus der gegenwärtigen spirituellen Krise herauskommen will.«
Ich möchte diesen Gedanken aufgreifen und einmal aus einem anderen Blickwinkel beleuchten, indem ich untersuche, in welcher Form sich große und respektierte Yogis über Buddha und seine Lehre äußerten. Dies ist auch deshalb eine interessante Frage, weil Frawley sich in einigen Punkten von der vedischen Tradition entfernt, insbesondere wenn es um das »Selbst«, den Atman, geht.
In der Tradition des Vishnuismus und dessen Lehre von zehn Avataren erscheint Buddha als der neunte Avatar, nach Rama und Krishna. Wie aber lässt er sich mit seiner abweichenden Lehre in das vedische Weltbild integrieren? Hier gibt es zwei Versionen. Zum einen heißt es, Vishnu habe sich als Buddha manifestiert, um ein Gegengewicht gegen das selbstherrliche Brahmanentum zu schaffen und den Hinduismus von den Auswucherungen der Rituale zu befreien. Eine zweite Deutung, die von den Brahmanen bevorzugt wird, besagt, Vishnu sei als Buddha gekommen und habe ganz bewusst eine Irrlehre verkündet, um die wahren Gläubigen und Anhänger zu erkennen, da sie sich nicht von der »falschen« Lehre verleiten ließen. Diese zweite Version findet keine Unterstützung in den Äußerungen jener Yogis, deren Kommentare zu Buddha wir im folgenden präsentieren.
Swami Vevekananda
Swami Vivekananda war der bekannteste Schüler von Ramakrishna Paramahansa. Er half entscheidend, den Yoga in den Westen zu bringen, und fand viel Anerkennung durch seine inspirierten Reden vor dem Parlament der Religionen in Chicago im Jahr 1893. Mit gewaltiger Kraft vermochte er die Grundlehren von Yoga und Hinduismus seinen westlichen Schülern zu vermitteln. Aber er sah auch die Schwächen des Hinduismus und teilte sie seinen indischen Landsleuten schonungslos mit.
Signifikant sind in diesem Zusammenhang seine Äußerungen über Buddha und den […]