7. Daoismus – vom spirituellen Ursprung der Kampfkünste
Die heute auch im Westen populären Kampfkünste des Taijiquan, des Kungfu oder auch die Übungsformen des Qigong stammen aus dem chinesischen Kulturkreis. Diesen Übungen geht es dabei oft wie dem Yoga. Man schätzt sie als Körperpraxis, übersieht jedoch ihren spirituellen Ursprung. Wenn wir wissen wollen, was chinesische Kampfkunst eigentlich bedeutet, müssen wir bis ins dritte oder vierte vorchristliche Jahrhundert zurückgehen. Wir stoßen hier auf die Zeit der Streitenden Reiche. China bestand aus zahlreichen, kleinen Staaten, die gegeneinander Krieg führten. Vielleicht war es gerade die äußere Unruhe jener Zeit, die die Suche nach spiritueller Tiefe ausgelöst hat. Große Meister traten auf, wie Laozi oder Zhuangzi, die Gründungsväter der daoistischen Mystik. Bei ihnen sind zwar noch keine Beschreibungen konkreter Übungsformen zu finden, wenn wir jedoch etwas über den spirituellen Ursprung der Kampfkünste wissen wollen, dann werden wir genau hier fündig.
„Nichts auf Erden ist so weich und schwach wie das Wasser. Dennoch, im Angriff auf das Feste und Starke wird es durch nichts besiegt.“ (Laozi)
Vom Handeln ohne zu handeln
Es war Laozi, der mit seiner Rede vom Dao den ersten der beiden in diesem Zusammenhang wichtigen Begriffe prägte. Wir können „dao“, auf das auch die Bezeichnung Daoismus zurückgeht, mit dem deutschen Wort „Weg“ übersetzen, haben so jedoch kaum schon die eigentliche Bedeutung erfasst. Dao meint nicht einen Weg, den Menschen anlegen oder gehen können. Wenn Laozi von Dao sprach, dann meinte er das ursprüngliche Leben, und zwar nicht nur des Menschen. Dao bedeutet das ursprüngliche Leben des gesamten Kosmos. Dieses Leben aus dem Dao leuchtet auf, wenn es dem einzelnen Menschen gelingt, seinen Lebensweg nicht nur für sich und aus seiner eigenen Kraft zu gehen. Der Mensch lebt aus dem Dao, wenn er im Gleichgewicht mit dem gesamten Kosmos steht.
Dieses ursprüngliche Leben ist jedoch keineswegs selbstverständlich. Es gelingt nur dann, wenn der Mensch Wuwei realisiert. Mit Wuwei stoßen wir auf den zweiten wichtigen Begriff. Wörtlich übersetzt heißt „wuwei“ „Nicht-Handeln“. Genauer gesagt geht es um ein Handeln ohne zu handeln, oder wie Laozi selbst formulierte: „Das Dao handelt nie, und nichts bleibt ungetan.“ Auf dieses nicht-handelnde Handeln des Dao lässt sich der Mensch ein, wenn er die Achtsamkeit […]