Es gibt ganz gewiss unendlich mehr Wege als acht, um zur eigenen Intuition zu gelangen. Die acht Wege, die ich heute vorstellen möchte, sind diejenigen, die mir eines frühen Morgens beim Aufwachen plötzlich als Seminarreihe in den Sinn kamen. Ihre Quelle? Meine Intuition!
Meine Intuition ist mir mein verlässlichster Begleiter geworden. Sie hat mich in meinem Leben schon vor vielen destruktiven Erlebnissen bewahrt. Besonders intensiv habe ich sie – gekoppelt an den Instinkt – während der Schwangerschaften mit meinen beiden Kindern erlebt. Seitdem ich gelernt habe, sie auch ganz bewusst für mich einzusetzen, hilft sie mir tagtäglich dabei, lebensdienliche Entscheidungen zu treffen. Ich bin ihr sehr dankbar und folge ihrem Rat immer kompromissloser.
Auch auf gesellschaftlicher Ebene halte ich die Intuition – gerade in Zeiten der Digitalisierung (Stichwort KI[1]) – für eine der wichtigsten Qualitäten unseres Menschseins. Um nicht falsch verstanden zu werden: Wenn Maschinen stumpfsinnige Arbeiten für uns erledigen, bin ich sehr dafür. Aber nicht um jeden Preis, z.B. nicht wenn menschliche Nähe und Zuwendung darunter leiden. Während also viele Menschen derzeit die Digitalisierung und künstliche Intelligenz vorantrieben, setze ich mich für die Ausweitung der intuitiven Intelligenz ein. Mit der Schulung dieser „II“ werden wie „automatisch“ auch andere typisch menschliche Qualitäten wie Empathie, Kreativität und Wahrhaftigkeit in uns weiter intensiviert.
So führt uns unsere Intuition nicht nur auf einen für uns gesunden Weg, sondern sorgt dafür, dass wir im Sinne eines größeren Ganzen handeln. In Zeiten, in denen unsere Gesellschaft auseinanderzubrechen droht, kann dies nur hilfreich sein. Daher hier also „meine“ acht Wege zur Intuition:
1. Weg: Körper
Ahnung, gesunder Menschenverstand, Bauchgefühl: All diese Begriffe geben Hinweise auf die Intelligenz unseres Körpers. Unser Körper sendet uns verlässliche Signale. Dabei arbeiten Intuition und Instinkt eng zusammen. Wie ein Seismograph zeigt uns unser Körper, was wir vielleicht tun und wie wir uns verhalten könnten. Wenn wir ihm „zuhören“, ist er der Übersetzer unserer Intuition. Folgen wir seinen Empfehlungen, dann sind wir auf der richtigen Spur – entsprechend unserer inneren Stimme. Mein Lieblingswerkzeug für diesen Weg ist das verbundene Atmen, so wie ich dies bei Dr. Christina Kessler kennen gelernt habe. Diese Form des Atmens hilft dabei, unseren (wundervollen) Intellekt für eine Weile zu zähmen, so dass er sich uns nicht als Hindernis auf dem Weg zur Intuition entgegenstellt.
2. Weg: Natur
Wenn wir die Natur als Ort aufsuchen und uns ganz bewusst mit ihr verbinden, dann
erhalten wir einen Zugang zu unserer eigenen inneren Natur. Zudem erleben wir uns immer mehr als Teil der Natur und somit als Teil des Ganzen.Wenn wir der Natur lauschen, dann erhalten wir Antworten auf unsere existentiellen Fragen und erfahren mehr darüber, was unserer ureigenen Natur entspricht. Ein sehr wirksames Werkzeug ist das vollständige Eintauchen in die heilsamen Tiefen des Waldes. Neben der inzwischen breit untersuchten Wirkung der Bäume erleichtert uns dieser Bezug zum Wesen des Waldes auch den Zugang zur Intuition.
3. Weg: System
Auch durch das Wahrnehmen des sogenannten morphogenetischen Feldes (Rupert Sheldrake) können wir uns unserer Intuition nähern und uns damit einen Zugang zum kollektiven Wissen verschaffen. Hierdurch können wir zu tiefen Erkenntnissen gelangen, die uns rein über den Intellekt nicht zugänglich wären. Wir setzen uns damit bewusst in Bezug zu dem, was uns umgibt. Das Instrument der Aufstellungsarbeit hilft uns dabei, dieses Feld, diesen Raum wahrzunehmen, uns ihm und damit einer höheren Ordnung anzuvertrauen und es als Ratgeber anzunehmen. Die Arbeit mit dem Feld schult unsere innere Wahrnehmung und stärkt auch das Erkennen von lebensdienlichen Hinweisen im Außen.
4. Weg: Empathie
Wer im Einklang mit seiner Intuition handelt, wird sich wie von selbst empathisch verhalten. Wer die Empathie in sich entdeckt hat und seine Handlungen nach ihr ausrichtet, wird übereinstimmend mit seiner Intuition handeln – beide Werte reichen sich die Hand in Menschen, die sich auf der „rechten“ Spur befinden. Also auf einem Weg, der nicht nur förderlich für sie selbst ist, sondern auch für das große Ganze. Dabei benötigen beide, Intuition und Empathie, einen Zustand der Präsenz, in der eine tiefe Verbindung und damit echte Empathie möglich sind. Durch das Hineinlegen dieser Qualitäten in die Beziehung zweier Menschen, entsteht echte Verbindung, durch die das Leben hindurch fließen kann. Das Werkzeug der empathischen „Gewaltfreien Kommunikation“ führt uns zu unseren Gefühlen, unseren Bedürfnissen, unserer Empathie, durch die unsere Intuition ihren Ausdruck finden kann.
5. Weg: Achtsamkeit
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit vollständig ins “Hier und Jetzt“ lenken und es uns in diesem Moment tatsächlich gelingt auf Bewertungen zu verzichten, geraten wir in den Zustand der Achtsamkeit. In diesem Zustand kann unsere Intuition uns erreichen. Während wir also bewusst unsere Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle wahrnehmen, erlauben wir uns zugleich einen Zugriff auf die Kraft der Intuition. Mit dieser Qualität stellen wir eine Beziehung zu Raum und Zeit her. Wie von selbst geschieht durch die Schulung unserer Achtsamkeit auch die Schulung der Intuition.
6. Weg: Kreativität
Wenn wir mit unserer Intuition verbunden sind, dann kann das Leben durch uns seinen Ausdruck finden. Viele große Künstler nutzten Formulierungen wie „ES sprach durch mich.“ Oder „Es geschah wie von selbst.“ Das Geheimnis dahinter scheint ihre Anbindung an eine höhere (oder tiefere) Quelle zu sein. Kreativität ist aber viel mehr als das Erschaffen von Kunstwerken. Kreativität entsteht genau dann, wenn wir uns in Bezug zum Leben setzen und das Leben durch uns sprechen darf. Bei diesem Prozess wirkt die Intuition als Begleiterin – sie weist uns darauf hin, inwiefern der nächste Schritt stimmig ist, in dem sie sich fortwährend auf die Frage „Was will das Leben von mir?“ ausrichtet. So können wir uns über unseren kreativen Ausdruck des Lebens selbst unseren Zugang zur Intuition bewusst machen.
7. Weg: Gemeinschaft
Bei einer Fortbildung zu den „Love rules“ ging es um lebensdienliche Regeln des Zusammenlebens als Paar und als Gesellschaft. Dort konnte ich erleben, wie sehr wir Menschen „communitas“, echte Gemeinschaft, benötigen, um uns gegenseitig in unserem Wachstum zu bestärken. Unsere Intuition feiert ein Fest in uns, sobald wir aus einer Gruppe von Menschen etwas entstehen lassen, in dem Wertschätzung und die Förderung von Stärken ihren Ausdruck finden. Wenn wir als Gruppe ein Projekt gemeinsam auf die Beine stellen wollen oder gar gemeinsam leben wollen, dann ist das trotz des guten Willens der Einzelnen oft herausfordernder als uns lieb ist. Der Grund hierfür sind vor allem unsere westlich geprägten Konditionierungen, die wir nicht auf Knopfdruck ausschalten können – auch wenn wir es uns im Zusammenleben mit anderen noch so sehr wünschen.
Um also Intuition und Gemeinschaft in Einklang zu bringen, ist es unbedingt erforderlich, die eigenen Konditionierungen immer wieder aufzudecken und im Bewusstsein zu bewahren. Außerdem können uns bestimmte Phänomene wie Gruppenintelligenz (Tom Müller) helfen, die Intuition von Gruppen wirken zu lassen. Methoden wie beispielsweise das systemische Konsensieren erleichtern uns eine neue Form des Miteinanders. Intuition will Gemeinschaft, Gemeinschaft braucht Intuition.
8. Weg: Hingabe
Wenn wir Hingabe leben, dann fragen wir immer seltener „Was will ich vom Leben?“ und viel häufiger „Was will das Leben von mir?“ Die Antwort auf diese Frage erhalten wir, wenn wir tief in unser Inneres hineinhorchen. Wenn wir im Zustand der Achtsamkeit, der Meditation, der Präsenz sind. Wenn wir also bewusst unsere Aufmerksamkeit von außen nach innen lenken und unsere Aufmerksamkeit vom Kopf ins Herz fallen lassen. Dort, in unserem innersten Kern, schalten wir vollständig auf Empfang – wir geben uns dem hin, was durch uns sein will.
Eines eint somit alle acht Wege: sie führen zunächst einmal nach innen. In unserem Innenraum wartet unsere Intuition darauf, von uns entdeckt und schließlich im Außen durch uns gelebt zu werden.
[1] Künstliche Intelligenz