Roland Jensch und Liz Huntly ließen das Leben als vielreisende Yogaszene-Stars hinter sich und gingen wortwörtlich „back to the roots“. Dadurch kamen sie mit essenziellen Dimensionen des Yoga in Kontakt, die sich ihnen durch die natürlichen Kreisläufe des Lebens tagtäglich neu offenbaren.
Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich das Leben gelebt, von dem vielleicht manch ein Yogalehrer träumt. Liz und ich waren fast jedes zweite Wochenende kreuz und quer durch die Republik sowie in anderen Ländern unterwegs, um Workshops zu unterrichten, und haben Retreats an exotischen Destinationen wie Mexiko, Marokko, Indien und Nepal geleitet. Häufig waren wir zu Gast auf Yogafestivals und Konferenzen im In- und Ausland und durften Seite an Seite mit den Rockstars der Yogaszene unterrichten. Auf den ersten Blick wirkt das alles ziemlich spannend. Und zugegebenermaßen war es das am Anfang auch. Schicke Hotels mit riesigen Betten und kuscheligen weißen Bademänteln, und übers Wochenende mal eben ab auf eine idyllische Insel vor der Küste Kroatiens. Die Realität bedeutete allerdings auch, ständig auf verspätete Züge zu warten, bedeutete scheinbar endlose Security-Checks am Flughafen und verpasste Anschlussflüge. Zuhause – was war das noch gleich? Wir haben uns gefühlt wie 10.000 Meter über den Wolken, irgendwie entwurzelt.
Ich bin manchmal regelrecht gerührt zu erkennen, wie viel leichter sich das Leben lebt, wenn wir einfach mitmachen. Es macht mich glücklich, im Sommer früh aufzustehen und in den kühlen Morgenstunden mit der Sense Gras zu schneiden.
Das Wort Yoga stammt von der Sanskrit-Wurzel yuj – etwas anjochen oder verbinden. Für uns bedeutet Yoga das Bestreben, die zugrunde liegende Verbindung von allem zu erkennen. Die körperbetonte Praxis, mit der wir hier im Westen am vertrautesten sind, hilft, die Wahrnehmung nach innen zu richten und z.B. die Einheit von Körper und Geist zu erkennen. Die körperliche Praxis ist aber eben nur ein kleiner Teil von dem, was Yoga eigentlich ist. Nach einigen Jahren „on the road“ wollten Liz und ich Yoga wieder als etwas Ganzheitliches erleben. Und dazu, so war uns klar, müssen wir an einem Ort leben, zu dem wir eine echte Verbindung aufbauen können – in unserem Fall bitte weit weg von urbanem Trubel. Wir wollten Wurzeln schlagen – wörtlich wie auch im metaphorischen Sinne. Wir entschlossen uns, dem […]