Was ermächtigt einen Menschen dazu, Lehrer zu sein? Wann ist jemand dazu wahrhaft befähigt? Über das authentische Schöpfen aus der eigenen Kraft und Intuition – und über Lehrerqualitäten, für die es kein Zertifikat gibt.
Ich wurde immer von Lehrern angezogen, die uns den Halt, die Zeichen und Wegweiser geben, um selbst zu forschen. Die Vorbilder sind. Die nicht verlangen, ihnen zu glauben, sondern die uns zumuten, den „Pfad im Weglosen“ zu finden.
Ganga, die Managerin der Durga’s Tiger School, ist wieder gesund. Ein Jahr lang war sie zu Hause in den USA, währenddessen unterrichtete und begleitete sie die Studenten unserer Online-Ausbildungen. Im Juli 2020 wollte sie zurück in Ecuador sein. Dann ein Anruf: „Ich fühle mich nicht berechtigt zu lehren. Ich werde mein Studium als Sozialwissenschaftlerin abschließen. Ich brauche diesen Schein für mein Selbstbewusstsein, um zu unterrichten.“ Ich war verblüfft. Ganga ist als Lehrende wunderbar. „Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so verletzlich und gleichzeitig so stark ist“, beschrieb ein Yogi sie. Ihre Asana-Praxis ist fließend, entspannt und kraftvoll. Sie verkörpert eine Yogini auf allen Ebenen. Ich konnte diese Zweifel nicht verstehen: „Glaubst du wirklich, ein Schein von der Uni gibt dir mehr Ermächtigung als deine Schüler, die dir immer wieder rückmelden, wie wichtig deine Rolle in ihrem Prozess ist? Du unterstützt sie, in ihre Kraft zu kommen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Brauchte Buddha einen Schein?“ – „Aber ich bin eben nicht Buddha.“ – „Nein, du bist Lady Buddha.“ Wir lachten. Sie bat mich, ihr zu erzählen, was mich ermächtigt hat, akustische Kunst zu komponieren, Regie oder Filme zu machen, eine tantrische Schule zu leiten – waren es Meister? Institutionen? Zertifikate?
Mut und Abenteuerlust
Liebe Ganga, wir sind auf einem tantrischen Pfad. Es gibt da nur eine Regel: „Tu, was du willst, in Bewusstheit und Liebe.“
Osho sagt: „Tantra ist Wissen. Es ist nicht hinduistisch, genau wie die Relativitätstheorie nicht jüdisch ist, nur weil Einstein sie erforscht hat. Du brauchst keinen Tempel. Du selbst bist der Tempel. Du bist das Labor. Das ganze Experiment besteht nur darin, dich auf dich selbst einzulassen. Dogmen sind nicht notwendig. Notwendig sind Mut und Abenteuerlust, um zu experimentieren. Das ist das Schöne.“
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