Alchemie – die Suche nach dem Stein der Weisen und das Streben nach Veredelung: Was für viele nur eine vorwissenschaftliche Stufe der Chemie zu sein scheint, ist in Wahrheit ein hochinteressanter seelischer Transformationsweg.
Wissenschaft, Kunst, Mysterium – die Alchemie (auch: Alchimie) ist in gewisser Weise all dies zugleich. Ein mystischer Erkenntnisweg, ein Streben nach Transformation und Vervollkommnung auf verschiedenen Ebenen bis hin zum innersten Kern der Existenz.
Wer an die alten Alchemisten denkt, hat als erste Assoziation vielleicht Bilder von Laboratorien mit Kesseln und Reagenzgläsern vor Augen – geheimnisvoll und interessant, aber dennoch an einer vermeintlich falschen Fährte ausgerichtet, die ins Leere führt. Wir mögen auch an die Harry-Potter-Version des berühmten Alchemisten Nicolas Flamel denken – eine spannende Figur, aber in dieser Form am Ende ein Märchen. Folgt man der Auffassung der rationalistischen Aufklärung, dann ist die Alchemie nichts weiter als ein wissenschaftlichen Kriterien nicht standhaltender Versuch, gewöhnliche Metalle wie etwa Blei in Gold zu verwandeln. In Wahrheit aber ist sie viel mehr als eine solche „primitive Vorstufe der Chemie“.
Ein kurzer Blick in die Geschichte der Alchemie
Die frühesten aller erhaltenen alchimistischen Aufzeichnungen sind auf ägyptische Papyri geschrieben, und die nahöstliche sowie auch die abendländische alchemistische Tradition lässt sich auf den Gott Thot, oder Griechisch: Hermes Trismegistos, den „dreifach mächtigen Hermes“, zurückführen. Die Tabula Smaragdina Hermetis, die smaragdene Tafel mit den hermetischen Gesetzen über die Zusammenhänge zwischen Mikro- und Makrokosmos, galt den Alchemisten des Westens und des Nahen Ostens als ihre Gesetzestafel. Der Begriff alchymia wird mit dem Wort kême aus dem Altägyptischen in Verbindung gebracht, das „schwarze Erde“ bedeutet und das Land des Nils meint. Es könnte zugleich auch auf die prima materia anspielen, die Ursubstanz. Diese zur ultima materia, zum Stein der Weisen, zu veredeln, wird als das Meisterstück der Alchemie angeführt. Nach den Worten des Anthroposophen Hermann Beckh ist die prima materia für die Alchemisten „die ‚erste‘ oder Anfangs-Stofflichkeit, der Ausgangspunkt ihres ‚chymischen Prozesses‘, durch den sie die Stofflichkeit erhöhen und veredeln, unedles Metall oder Gestein in edles verwandeln wollten, dem Geheimnis des Goldes und des Edelsteins auf die Spur zu kommen suchten. Was sie da fanden oder suchten, was auch das Geheimnis der die menschliche Natur läuternden und heilenden, belebenden und verjüngenden Essenz, des „Elixiers“ […]