Es gibt etwas, das ist größer, strahlender und wegweisender als alles, was uns im Außen begegnet: das reine Bewusstsein. Wie du dich dem noch mehr annähern und es noch mehr zum Strahlen bringen kannst, erfährst du hier.
Leben in unruhigen Zeiten
Kriege. Unwetter. Fluten. Dürren. Viren. Vertrautes bricht weg. Neues ist noch nicht in Sicht. Als Bayern im Februar von Stürmen heimgesucht wurde, ging ich spazieren. Auf einem Spaziergang traf ich eine Mutter mit ihrer Tochter. Ich kam mit der Mutter ins Gespräch und wir unterhielten uns über die aktuelle Situation. Sie erzählte mir, dass ihre Tochter sie an einem Tag, an dem der Sturm besonders heftig wütete, fragte: „Mami, der Wind ist der Atem Gottes. Und wenn es so stürmisch ist, wie heute, dann ist Gott ist wohl gerade ziemlich wütend, oder?“ Eine bemerkenswerte Aussage eines kleinen Kindes.
Auf diese Weise habe ich persönlich den Sturm noch nicht gedeutet. Aber dieser Satz führte dazu, mich noch einmal bewusster mit dieser Metapher auseinanderzusetzen. Wenn der Sturm der Atem Gottes ist, was sind dann die Waldbrände? Die Tsunamis? Die Lawinen? Diese Fragen tauchten in mir auf. Antworten darauf finde ich nicht mit dem Verstand. Antworten finde ich in der Stille. Aber wo finde ich Stille in Zeiten, in denen alles so laut ist? Im Auge des Sturms. Jenem Ort, wo ich unbeeindruckt von den Böen und dem Wind bleibe.
Stille in stürmischen Zeiten finden
Im Auge des Sturms ist es still. Dort ist es ruhig. Und es ist hell. Im Auge des Sturms komme ich wieder in Kontakt mit dem reinen Bewusstsein. Es braucht eine ganz bewusste Entscheidung, mich auf diesen Teil auszurichten. Wohin richte ich also meine Aufmerksamkeit? Auf den Sturm oder auf die Ruhe des Sturms? Wenn ich mich auf den Sturm selbst konzentriere, laufe ich Gefahr, aus der Mitte hinausgerissen zu werden. Und das kann schneller gehen, als es mir lieb ist. Dann braucht es wieder eine Weile, bis ich in wieder in die Stille zurückfinde.
Richte ich immer wieder meine Aufmerksamkeit auf die Stille selbst, dann nährt sie mich. Dann weiß ich: Alles ist gut, so wie es ist. Dann merke ich auch: Sturm und Stille waren nie voneinander getrennt. Was für ein Paradox. Und was für ein Geschenk dieses Wissen ist.
Wo kann ich Stille finden?
Mit den Gedanken verhält es sich ähnlich wie mit dem Sturm und der Stille: Es gibt eine Stille zwischen den Gedanken. Ganz unabhängig davon, wie düster diese Gedanken sind – die Stille ist immer da. Du brauchst nur deine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Stille ist somit immer da. Auch zwischen zwei Atemzügen. Du brauchst dich nur dafür zu öffnen. Besonders gut finde ich sie zwischen Aus- und Einatmung. In der Atemleere kann ich gut in die Stille eintauchen. Dort finde ich zur Ruhe. Dort werde ich zur Stille.
Die unmittelbare Erfahrung der Stille hilft mir, das Leben als Ganzes zu erfahren. In einer Pendelbewegung geht mein Leben im Moment dahin zwischen der Erfahrung des Sturms und dem Erleben der Stille, zwischen Gedanken und Atemzügen.
Jede neue Erfahrung der Stille erhellt den Weg. Meinen Weg nach innen. Meinen Weg nach Hause. Nichts ist mehr verborgen oder in der Dunkelheit. Nichts ist richtig. Nichts ist falsch. Alles ist nur Teil des gesamten kosmischen Spiels.
Alles loslassen bis auf den einen Moment
Wie aber komme ich dazu, mich dem Fluss der Pendelbewegung vollkommen hinzugeben? Loslassen ist hier das Zauberwort. Und zwar alles. Alles loslassen, bis auf diesen einen Moment. Was für eine Übung. Was für eine Herausforderung. Was für ein Geschenk, wenn es mir gelingt, alles loszulassen, bis auf diesen einen Moment: die Vergangenheit, die Zukunft, die Angst, die Hoffnung, die Vorstellung von Richtig oder Falsch.
Wie aber kann ich alles loslassen? Indem ich weit werde. Meinen Geist weite, meine Körperempfindungen ausdehne und alles in diese Weite aufnehme: den Sturm, die Stille, den Atem Gottes, den Verstand, die Gedanken, das Strahlen in uns, das Sein – das reine Gewahrsein.
Bring dein inneres Licht zum Strahlen
Durch die Ausweitung der Aufmerksamkeit lerne ich die Stille immer besser kennen. Ich werde zur Stille. Keine einfache Übung, aber eine lohnende. Denn normalerweise braucht der Verstand ein Objekt, auf das er sich bezieht. Ein solcher Bezug macht eng. Wenn wir uns hingegen auf den Raum des reinen Gewahrseins öffnen, entsteht wahre Freiheit. In dem Moment, in dem wir uns die Erfahrung des Raums hinein öffnen, wird reines Gewahrsein zum Seinsgrund, in dem alles sein darf. Und noch etwas geschieht: Im Raum des reinen Gewahrseins werden wir selbst zu Gottes Atem – und das innere Licht kann strahlen.
Was für ein Geschenk, eine solche Erfahrung. Ist es nicht wunderbar, was diese unruhigen Zeiten für uns bereithalten?
Eine Meditation, die dein Licht zum Strahlen bringen kann:
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