Spirituelle Inspirationen und Lebenslektionen durch Reisen und Wanderungen.
Sapiens omnia sua secum portat
Der Weise trägt all das Seine mit sich.
Bias von Priene
Das Wort „Pilger“ stammt vom lateinischen peregrinus ab, das unter anderem „Pilger“ bedeutet. Darunter wird eine Person verstanden, die aus Glaubensgründen in die Fremde zieht – zumeist, um eine Fahrt zu einem Wallfahrtsort zu unternehmen, sei es zu Fuß oder unter Verwendung eines Transportmittels. Im Gegensatz zu einem Wallfahrer, bei dem das Ziel im Vordergrund steht, rückt allerdings in meinem Leben zunehmend eine andere Lebensphilosophie in den Vordergrund, die lautet:
Der Weg ist das Ziel
Darunter verstehe ich den essenziellen Shift von einer zielorientierten, fixierten Lebenshaltung zu einer prozessorientierten, offenen Lebensweise. Dabei orientiere ich mich zwar an bestimmten Prinzipien wie Ahimsa (Gewaltlosigkeit) oder Satya (Wahrhaftigkeit), aber nichts ist in Stein gemeißelt, und meine Ausrichtung passt sich immer wieder den inneren und äußeren Gegebenheiten an.
Quo vadis?
Wohin meine Lebensreise nach der Schule gehen sollte, wusste ich damals nicht wirklich, aber ich wusste zumindest, dass ich keinen konventionellen oder vorgegebenen Lebensweg einschlagen wollte. Und ich spürte jene Zerrissenheit, die Theo Fischer so ausdrückt: „Ein Leben, auf das die Adjektive ‚natürlich‘ und ‚einfach‘ zutreffen, scheint in dieser auf Wettbewerb ausgerichteten Gesellschaft nur um den Preis krassen Außenseitertums realisierbar zu sein. […] Als wir ins Leben hinaustraten, fanden wir uns in einer Welt wieder, deren Forderungen einer Einbahnstraße gleich in eine einzige Richtung wiesen: erfolgreich sein, reich sein, prominent sein und darüber hinaus schön, jung, fit und gesund.“ 1
Diesem Dilemma versuchte ich zu entkommen, indem ich fast zwei Jahre durch Amerika reiste und auf Bio-Farmen lebte und mitarbeitete. Dann wurde mir klar, dass es in meinem Leben darum geht, zunächst einmal in mir zu pflügen, zu säen, zu düngen, zu bewässern und mit Geduld zu warten, was da hervorsprießen will.
Meine Pilgerschaft nach Asien
Meine große buddhistische Pilgerschaft begann, als ich mit einundzwanzig Jahren meine Heimat verließ, um Mönch in einem thailändischen Waldkloster zu werden. Eine Rückkehr war nicht geplant, dafür hatte ich aber die etwas naive und unrealistische Vision der Erleuchtung. Nach einigen mühsamen Wochen, in denen ich mit Zügen und Bussen quer durch Asien durch weite Wüsten und exotische Kulturen reiste, war meine erste […]