Ein Gespräch von Deva Parkin mit Steffen Wöhner und Luna U. Müller, Lehrer der Enneallionce – Schule für Innere Arbeit.
Auf der Suche nach mir selbst, nach dem, was ich im tiefsten Wesen bin, stehe ich immer wieder vor der Frage, ob ich diesen Weg im Alleinsein oder in einer Partnerschaft beschreiten sollte. Da brennen zwei Seelen in meiner Brust. Fühle ich doch in der Begegnung mit einem Mann eine tiefe Liebe und Verbundenheit und stoße dennoch ab einem bestimmten Punkt an eine Grenze der Vereinbarkeit. Gibt es einen Weg, diese Grenze zu überwinden oder ist es eine Sackgasse? Das Gespräch mit Luna und Steffen, beide meine Lehrer auf dem inneren Weg und selbst seit vielen Jahren in Partnerschaft verbunden, hat mich wachgerüttelt über die Missverständnisse, die mit dieser Frage an sich einhergehen. Im Grunde geht es um die radikale Frage, bin ich bereit mit dem zu sein, was ist? – Gleichgültig, ob ich in einer Partnerschaft bin oder nicht.
INTERVIEW
Deva Parkin: „Dient das Zusammensein von Mann und Frau, wenn wir wirklich einen inneren Weg gehen wollen? Oder ist das eher eine Ablenkung, Vermeidung von Allein- und Erwachsensein? Warum stellt ihr dieses Thema in den Fokus?
Luna: Das Thema „Mann und Frau“ an sich ist nicht sehr entscheidend für den inneren Weg. Aber für viele Menschen ist es dann doch wichtig, weil es eben den Wunsch gibt, mit einem Partner zu sein, ein spirituelles Leben mit der anderen Person zu führen und sich gegenseitig auf dem Weg zu begleiten. Das alleine ist noch kein Hindernis.
Steffen: An das Zusammensein von Mann und Frau sind viele Hoffnungen und große emotionale Aufladungen verknüpft, die Liebe versprechen und oft Leid bringen. Die Beziehung von Mann und Frau ist ein ganz reales menschliches Thema, in dem wir vieles erforschen und sehen können und wo Liebe und Leid ganz nahe beieinander sind.
Luna: Ja, ich erlebe es auch so, dass sich in meiner Beziehung mit einem Mann meine geistigen Welten widerspiegeln. In der verbindlichen Nähe zu einem anderen Menschen wird mir vor allen Dingen meine Beziehung zu mir selbst vor Augen geführt. Es ist ja eine große Illusion, an die wir fast alle glauben, dass es einen anderen Menschen gibt, mit dem ich in Beziehung bin. Also jemand im Außen, auf den ich mich beziehe, von dem ich etwas haben will, an dem ich mich vielleicht auch „abarbeite“. Dass dieser Jemand möglicherweise so gar nicht existiert, sondern eine Projektion meiner eigenen geistigen Welt ist, das kann theoretisch vielleicht einleuchten, aber in der Praxis ist es dann ein Weg, mir dessen wirklich bewusst zu werden. Und es braucht die Bereitschaft für Nähe, damit ich wirklich sehen kann.
Gibt es aus eurer Sicht so etwas wie einen Seelenpartner gar nicht? Also die Vorstellung, dass man zusammenkommt mit einem Menschen, der diesen Wunsch nach Vollständigkeit und Ganzheit erfüllt, der mein „Pendant“ ist?
Steffen: Das ist ein Ausdruck einer geistigen Wunschwelt, ein sogenannter unerfüllter Wunsch. Diese – aus meiner Sicht – kindliche Idee der Seelenpartnerschaft bedeutet ja erst einmal, dass ich von einer Trennung ausgehe: Hier gibt es einen Mann, dort eine Frau. Und wenn ich jeweils den richtigen Partner finde, den sogenannten Seelenpartner, dann entsteht die große Vereinigung. Das ist ein Bild aus unserer Vorstellungswelt, denn es kann ja nur darum gehen, innerlich diese Vereinigung zu vollziehen und auch zu erfahren. Und genau betrachtet ist es so, dass ich nur, wenn ich innerlich ein Vereinigtsein in mir erfahre, überhaupt mit jemandem frei zusammen sein kann. Natürlich kann es einen Partner geben, den das Leben mir zur Seite stellt, mit dem ich lernen kann – vor allen Dingen über mich selbst.
Diesen Aspekt finde ich sehr wesentlich: Das gemeinsame Lernen und die Frage, wer ist hier eigentlich zusammen? Wer bin ich, wer ist der andere? Wenn also mit Seelenpartnerschaft gemeint ist, dass zwei Seelen oder zwei Herzen zusammen sind, wenn sich die Menschen in Liebe und in Wahrheit begegnen, dann ist das natürlich ein wertvoller Weg.
Aber die Realität sieht ja meistens anders aus. Die Realität sieht oft so aus, dass sich zwei Menschen mit kindlichen Vorstellungen von Beziehung begegnen, mit ihren unerfüllten Wünschen, mit ihren Bedürfnissen, mit ihrem unausgesprochenen „Pakt“, in dem sie sich zuerst bestätigen und dann bekämpfen. So findet die wahre innere Begegnung nicht statt, bzw. wird im Laufe der Zeit von geistigen Kräften überdeckt werden.
Die wesentliche Frage ist also: Wer begegnet sich in einer Beziehung? Sind das kindliche Geister, die gegenseitig vom anderen erwarten, Liebe zu bekommen? Oder begegnen sich offene Herzen, in Liebe und Wahrheit? Dann kann man von tieferer Partnerschaft oder Weggefährtenschaft, vielleicht sogar Seelengefährtenschaft, sprechen.
Luna: Die Realität für die meisten Menschen ist ja, dass all das vorkommt. Aus meiner Sicht kommt es drauf an, welchen Stellenwert für mich eine Beziehung hat. Wenn ich ernsthaft von meinem Partner erwarte, dass er mich glücklich macht, werde ich mir in Momenten der Enttäuschung oder Zurückweisung nicht klar darüber sein, dass es diese Momente einfach geben muss, dass diese Beziehung letzten Endes gar nicht dazu dient, mich glücklich zu machen. Was Steffen gerade „den Pakt“ genannt hat, heißt ja, wir vereinbaren, dass wir uns gegenseitig schonen, uns nicht mit Grenzen und unserem Leid in Kontakt bringen. Wenn zwei Menschen auf dem inneren Weg sind, dann ahnen sie zumindest, dass Grenzen auftauchen werden und müssen, Grenzen aus meiner eigenen Geisteswelt. Bin ich dann bereit, eine Enttäuschung zuzulassen und auf mich selbst zurückgeworfen zu werden? Oder bekämpfe ich das, mache meinem Partner Vorwürfe und schaffe noch mehr Leid und Verstrickung?
Steffen: Das sehe ich als die Schwierigkeit im Zusammensein von Mann und Frau, denn viele Beziehungen beruhen darauf, die inneren Löcher zu stopfen, die inneren Wunden zu verschließen und nicht aufzureißen.
Und so dient die Beziehung einem Zudecken von inneren Wunden und trägt nicht dem Heilungsprozess bei, in dem die wunden Punkte in uns berührt werden müssen, damit wir erkennen, wie sie in uns entstehen und wie Heilung wirklich geschieht.
Und ein Punkt, den ich auch für sehr wesentlich halte, ist, dass es oft Idealvorstellungen gibt, wie eine glückliche Beziehung auszusehen hat. Als spiritueller Mensch habe ich diese Idealvorstellungen genauso, sie sehen dann einfach etwas anders aus. Diese Ideale führen in eine große Anstrengung, ein guter Mann, eine liebenswerte Frau zu sein. Das verhindert den frischen Moment in der Begegnung.
Denn ein wahres Zusammensein braucht immer wieder diesen frischen Moment, in dem ich mir selbst ehrlich begegne und nicht Idealbildern, denen ich die lebendige Begegnung unterordne.
Müssen sich Mann und Frau auf dem inneren Weg unterschiedliche Themen anschauen?
Luna: Um nochmals kurz auf Idealvorstellungen zu sprechen zu kommen: Als eine Falle sehe ich die Idee, dass ich und mein Partner gemeinsam den spirituellen Weg gehen. Es gibt darin auch einen Kern von Wahrheit, aber größtenteils sehe ich darin eher die Weigerung, in Verantwortung zu sein, meinen Themen wahrhaftig zu begegnen und dadurch immer wieder aus der frischen Quelle zu schöpfen, aus der sich auch das Zusammensein mit einem Partner immer wieder erneuert.
Und vielleicht ist diese Idee der Zweisamkeit im weiblichen Ego ausgeprägter, denn die weibliche Seele in ihrer Essenz trägt Gemeinschaft, Zusammensein, Kommunikation, Verbindung als eine Qualität natürlich in sich.
Doch der Geist der Frau macht daraus ein Konzept der Zweisamkeit, das dann zu eine Beziehungswelt wird, in der ich ganz werde durch den Partner – als sei er mein „fehlender Teil“. Und diese Idee verhindert Alleinsein, Verantwortung und die Befreiung von Kraft. Hier gibt es oft große Widerstände im Geiste der Frau, dieses innere Alleinsein wirklich zu nehmen. Es gibt viele Bestrebungen, eine Gemeinsamkeit zu schaffen und damit Kontrolle auszuüben über die Liebe, den Mann, die Beziehung.
Also geht es bei der Frau eher darum, auch das Alleinsein zu realisieren?
Luna: Ja, die Frau findet die männliche Seele in sich selbst, und dazu braucht es inneres Alleinsein.
Und wie sieht dieser Prozess im Mann aus?
Steffen: Man könnte jetzt denken, dass der Mann eher allein ist und es in seinem Prozess um den Aspekt des Gemeinsamen, des Verbindenden, geht. Das sehe ich aber oft gar nicht so im männlichen Geist. Mir ist es an diesem Punkt nochmals wichtig zu sagen, dass, wenn wir von Mann und Frau sprechen, dies ja auch heißt, dass es in jedem Mann eine männliche und weibliche Seele und in jeder Frau eine männliche und weibliche Seele gibt. Der Mann hat einen männlichen Körper und die Frau einen weiblichen, aber beide haben in ihrem tiefen Innen eine männliche und weibliche Seele in sich. Natürlich steht ein Mann zuerst einmal eher für die Aspekte der männlichen Seele, das Alleinsein, die Kraft, die Zielstrebigkeit, die Durchdringung. Aber es ist leider so, dass viele Männer sehr stark in dieser Yang-Kraft verunsichert sind. Ich erlebe das in meinen Männergruppen sehr häufig, dass Männer den Kontakt zur natürlichen Yang-Kraft verloren haben.
Die Frauen haben einen deutlicheren Zugang zu der weiblichen Seele und damit fühlen sie sich natürlicher in ihrem Frausein. Und deshalb würde ich sagen, dass auch in Beziehungen die Männer oft nicht die Qualitäten der männlichen Seele wie Kraft, Wahrheit, Durchsetzung leben, sondern eher „verweiblicht“ sind, was eine Folge dieses Verlustes von männlicher Kraft ist. Die natürliche männliche Kraft ist geschwächt und das führt dann dazu, dass Beziehungen eher lauwarm und unlebendig sind, jeder ist halb glücklich und halb unglücklich. Es wirkt eine Form des Schlafes und das hat für mich viel zu tun mit der geschwächten Yang-Kraft – in den Männern und Frauen.
Und dennoch ist es auch so, dass in Männern durch das Zusammensein mit einer Frau das Herz berührt wird. Viele Männer haben ein verhärtetes Herzzentrum und in der emotionalen Berührung mit einer Frau wird das aufgeweicht. Allerdings nur, wenn der Mann dieses Geschenk der Frau wirklich nach innen nimmt und seine innere Zartheit, Weichheit und Feinheit wiederfindet. Solange er das nur von der Frau will, wandelt sich gar nichts.
Dies führt uns zu dem dienenden Aspekt in einer Partnerschaft. Das wurde am Anfang gesagt, dass es um die Nähe geht und ich nur darin etwas in mir finden kann. Damit hört die Trennung dann auch auf, oder?
Luna: Ja, es gibt eine natürliche Anziehung zwischen zwei Partnern und wenn ich diese zulasse, dann kann diese Verinnerlichung geschehen.
Dazu muss ich den Pakt mit dem Partner aufgeben, denn dieser verleitet mich dazu, nach außen zu schauen, entweder etwas zu wollen oder nicht zu wollen. Doch die Bereitschaft, mich berühren zu lassen von dem, was mir durch den anderen nahekommt, woran er mich er-innert, führt dazu, dass ich meine Kraft nicht in Kämpfen gegen diesen Spiegel verliere.
Es ist kein Zufall, dass ich gerade von diesem Menschen so angezogen werde. Irgendetwas möchte er mir über mich selbst zeigen. Und so kann eine Partnerschaft dem inneren Weg dienen.
Steffen: Das ist ein großes Thema, dass jedes Ich normalerweise viele Vorlieben und Abneigungen hat bzgl. dessen, was wirklich nahekommen darf. Die schönen und liebevollen Aspekte möchte ich, doch nicht das Konfrontierende, Zerstörerische, die Schatten. Doch die Realität ist, in der Nähe kommt mir eben ALLES nahe. Manchmal ist das Zusammensein wunderschön und manchmal das Gegenteil. Es gibt darin einen Fluss und dieser Fluss birgt auch zerstörerische Kräfte in sich, die die alten Strukturen und Übereinkünfte nehmen und Raum schaffen für tiefere Wahrheiten. Ohne diese Bereitschaft gibt es kein lebendiges Zusammensein, sondern nur ein Festhalten am Status Quo. Und das ist dann eine Prüfung, da braucht es Vertrauen.
Luna: Für mich ist so ein Punkt der Zerstörung der, an dem der Partner grundlegend mein tief verwurzeltes Bild vom Zusammensein von Mann und Frau nicht teilt und „seine Rolle“ darin nicht spielt. Es gibt Momente der Wandlung, die leichter sind, aber es gibt auch wirkliche Todesprozesse, in denen sich das Zusammensein so tief wandelt, dass nichts mehr zu bleiben scheint. Darin sehe ich, wie tiefgreifend das Ich Beziehungen doch immer wieder im Griff haben will, ES machen und festhalten will. Das hat eine große Dimension. Und wenn ich beginne, diese Todesprozesse zuzulassen, dann nährt das auch mein Vertrauen in das echte, natürliche Zusammensein, das GOTT will und nicht mein Ich.
Steffen: Wenn wir über diese tiefen Wandlungsprozesse sprechen, dann wird mir klar, dass es, um wirklich hindurchgehen zu können, eine innere Basis von Verbindlichkeit braucht.
Also eine innere Bereitschaft, mich wirklich einzulassen und zu sagen: Das ist mein Partner/meine Partnerin und ich bin verbindlich in diesem Zusammensein. Dann können solche Prozesse durchlaufen werden. Ansonsten bin ich versucht, wegzugehen und mein Glück an einem anderen Ort zu suchen.
Letzten Endes drückt diese Verbindlichkeit in einer Beziehung die Verbindlichkeit mit mir selbst aus. Ich möchte nicht weglaufen vor mir selbst und meinem Leid. Und genau das schenkt mir paradoxerweise eine Freiheit. Die Freiheit, durch Prozesse hindurch zu gehen, mich zu befreien von meinen geistigen Missverständnissen – z.B. über die Liebe. Bin ich verbindlich mit meinem Wunsch nach Freiheit oder bin ich verbindlich mit meinen Idealvorstellungen, meinen kindlichen Wünschen? Das ist die entscheidende Frage.
Luna: Diese Verbindlichkeit empfinde ich als eine Bereitschaft in mir, mein Herz immer wieder zu öffnen. Ich habe über die Jahre gesehen, dass ich zwar nicht versucht bin, vorschnell das Handtuch zu werfen, es aber eine Versuchung gibt, mein Herz zu verschließen bzw. nicht mehr wirklich ganz zu öffnen und nackt dazustehen. Und das sehe ich in vielen Frauen. Die Abwehr von Schmerz, Enttäuschung und Verlust führt dazu, dass das Herz verschlossen wird und „Schutzräume“ entstehen, in die niemand mehr vordringen darf – auch ich selbst nicht. Dieses verschlossene Herz erzeugt Liebesmangel, der dann wieder in einer Beziehung gefüllt werden soll. Das kann nicht funktionieren. So bedeutet Verbindlichkeit, mich immer wieder zu öffnen, meinem Partner und vor allem mir selbst gegenüber. Zeitgleich gebe ich alles Festhalten an vergangenen vermeintlichen Verletzungen dafür auf. Liebe ist dann nicht etwas, was ich bekomme, sondern etwas, das sich in mir in diesem Loslassen entfaltet. Und das ist allein meine Verantwortung.
Welche Rolle spielt das Zusammensein von Mann und Frau für einen inneren Weg denn dann überhaupt? Es kommt mir so vor, als könne ich mich in der Beschäftigung mit einem Partner auch völlig verlieren. Wie kann ich dieses Zusammensein auf einem Weg einordnen, der der Freiheit dienen soll?
Steffen: Wenn ich Freiheit wirklich will, muss ich Beziehung aufgeben. So ist es.
Wieso?
Steffen: Es geht nicht, dass ich auf einem inneren Weg bin und an Beziehung langfristig festhalte. Diese Beziehung ist ja, wie wir bisher festgestellt haben, das Produkt meines eigenen Machens und Wollens.
Beziehung entsteht nicht wahrhaft aus der Herzensrealität. Im Herzen geschieht ein Zusammensein aus diesem Moment, ich bin anwesend mit dem, was eben gerade da ist, und dann kann Begegnung geschehen.
An diesem Punkt können wir Beziehung und Begegnung unterscheiden. Es sind nur Worte und doch drückt das Wort „Beziehung“ auch etwas von dem aus, was darin stattfindet: eine Verstrickung, ein geistiges Geflecht, das wir herstellen, um nicht allein zu sein. Und das ist nicht erwachsen. Wir können das Zusammensein nutzen, um erwachsen zu werden. Wir können uns ehrlich einbringen mit unseren kindlichen Vorstellungen. Wir sind gefordert, darüber hinaus in eine erwachsene Sicht weiterzugehen.
Luna: Im Kern geht es auf dem inneren Weg um dieses Erwachsenwerden. Und das Zusammensein von Mann und Frau ist eine Möglichkeit, das zu lernen. Aber wenn es für einen Menschen nicht wirklich wichtig ist, einen Partner zu haben, dann steht das dem inneren Weg auch nicht entgegen.
Steffen: Es ist ja überhaupt so, dass der innere Weg die Folge meines Wunsches ist, frei zu sein, die Seele zu entfalten. Dafür ist es notwendig, mir meiner geistigen Welt und meiner tiefen Überzeugungen bewusst zu werden. Mehr ist es nicht. Es braucht nicht die ständige Beschäftigung mit irgendwelchen Themen, auch nicht dem Mann-Frau-Thema. All das möchte gesehen und immer mehr durchdrungen werden, aber auch nicht mehr als das.
Luna: Da braucht es immer wieder die innere Priorität und die Frage, was ist es, was ich wirklich will? Letzten Endes kann es nicht das Zusammensein mit einem Mann oder einer Frau sein. Es kann auch nicht die Beschäftigung mit inneren Themen sein. All das verliere ich immer wieder, entleere mich, lasse los…
Steffen: Das finde ich einen wichtigen Punkt. Denn oft beschäftigen wir uns ja mit einer Beziehung, um uns darin besser zu fühlen. Wir wollen mehr Harmonie und Verständnis, schönere Sexualität, bessere Kommunikation etc. Eben besser, als es jetzt ist. Unser spiritueller Lehrer OM C. Parkin nennt das „die Verschönerung des Gefängnisses“. Wir sehen nicht unseren Beziehungsgedanken selbst als das Gefängnis, sondern versuchen, uns im Gefängnis häuslicher einzurichten. Doch wenn wir hinterfragen, was wir von einem Partner wollen und was er mir wirklich geben kann, dann kostet das einen Preis. Wir müssen etwas loslassen und hergeben.
Luna: Und wirklich an diesen Punkt zu kommen, den Steffen beschreibt, sehe ich als einen Reifungsprozess. Wir starten ja (fast) alle mit vielen Hoffnungen und Glücksversprechen ins sogenannte Beziehungsleben und daran ist auch nichts falsch. Dass all die Bemühung, Selbstverbesserung, Suche, der Kampf, das Festhalten etc. nicht ins gewünschte Glück führen, kann uns niemand vorschreiben, sondern das erkennen wir nur in unserer eigenen inneren Erfahrung. Und die Enttäuschung ist dabei ein wichtiges Heilmittel, denn sie zeigt uns unsere Täuschung und kann die Tür in (beginnende) Wirklichkeit öffnen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Steffen Wöhner und Luna U. Müller begleiten seit über 20 Jahren Menschen in Seminaren und Einzelsitzungen auf dem inneren Weg. Sie sind Lehrer in der von OM C. Parkin gegründeten Enneallionce – Schule für Innere Arbeit. Die Schwerpunkte von Steffen Wöhners Wirken sind Systemaufstellungen, Männer und Paarseminare sowie Selbsterforschung mithilfe des Enneagramms zu wesentlichen Themen des inneren Weges. Luna U. Müller bietet Veranstaltungen für Frauen und Paare, geistiges Heilen und die Erweckung des Kraftflusses, sowie Innere Arbeit mit dem spirituellen Enneagramm an. Mehr erfahren: www.steffen-woehner.de und www.luna-mueller.de |