… in den spirituellen Traditionen des Morgenlandes: über alte Mondgottheiten, Chandra, den sanften Herrscher der Nacht und der Lebenssäfte, und die reiche Symbolik des ewig lockenden Himmelskörpers, der uns so nah ist und sich doch immer wieder enzieht.
Vollmondzeremonien, Mondkalender und ein breites Angebot an Moon-Circles – um den Mond ist in den letzten Jahren ein regelrechter Hype entstanden. Dass seine Anziehungskraft groß und sein Einfluss auf unser Leben vielfältig ist, steht außer Frage, aber von vielen reichhaltigen Facetten des faszinierenden Gestirns ist im Rahmen des Mond-Hypes nur selten die Rede. Einigen davon soll dieser Artikel auf die Spur kommen, wobei insbesondere die Rolle und die Symbolik des Mondes in den östlichen Kulturen beleuchtet werden sollen.1
So fern und doch so nah
Als einziger (natürlicher) Satellit in unserem Sonnensystem bewegt sich der Mond um die Erde, wobei er gemeinsam mit ihr um die Sonne kreist. Der Mond reflektiert bekanntlich das Licht der Sonne, die ungefähr vierhundertmal größer ist als er. Während die Sonne stark mit Bewusstsein und Erleuchtung in Verbindung gebracht wird, steht der Mond für das Unbewusste, für die verborgenen Gefilde der Seele, für Sehnsüchte und Intuition. Vom Mond geht etwas Melancholisches aus, er hat aber auch besänftigende und nährende Eigenschaften. Sein milchig-silbriger Glanz kühlt die hitzige Energie des Tages und dringt mit seiner tröstlichen Qualität vielleicht sogar bis zu den Wunden vor, die in unsere Herzen gebrannt sind. Der Mond ist auch Gegenstand unzähliger Gedichte und natürlich Lieder, von alten Volksweisen bis zu moderner Popmusik. Er ist zutiefst romantisch, setzt sanft ins rechte Licht. Er deutet an, aber er verrät nichts, kann Geheimnisse wahren. Er hilft uns, im Dunklen zu sehen, aber manchmal täuschen wir uns in der nur vage mondbelichteten Dunkelheit auch leicht oder ängstigen uns vor den Schatten, die darin auftauchen. Schon in der Bronzezeit wurde der Mond offenbar in vielen Regionen Asiens und Europas wegen der Analogie seines Zyklus zum Lauf des Lebens verehrt.2
Im Tarot ist der Mond eines der Großen Arkana – hier wird der Narr nicht nur mit seinen eigenen Traumwelten, seinen tiefen Emotionen, Ängsten und Hoffnungen konfrontiert, sondern auch mit dem kollektiven Unbewussten, das Jahrtausende zurückreicht, und mit dem uralten Prinzip von Werden und Vergehen, mit dem Kreislauf des Lebens […]