Kennst du sie auch, diese Sehnsucht, die dich antreibt? Ein Gefühl, das dein Verstand vielleicht nicht einmal so wirklich nachvollziehen kann? Folgst du dieser Sehnsucht? Hast du den Mut, aufzubrechen? Wenn du innerlich frei werden möchtest, könnte dich der Bestsellerautor Bernhard Moestl möglicherweise inspirieren.
Der Traum vom unangepassten Leben
Bernhard Moestl, Autor des Buches Der Traum vom unangepassten Leben glaubte viele Jahre, dass er der einzige Mensch sei, der von einem freien Leben träumte. Als Jugendlicher wünschte er sich, überall auf der Welt arbeiten zu können. Am besten als gefragter Fotograf. Anfangs erzählte er seine Wünsche. Allerdings wurde er von Erwachsenen nur milde belächelt. Er erkannte, dass seine Idee nicht gerade auf viel Begeisterung stieß. Anstatt ihn anzuspornen, seine Träume zu leben, riet man ihm, erwachsen zu werden. Es gab aber auch Menschen, die ihm versicherten, dass er bestimmt an seinem Vorhaben scheitern würde, ein freies und unangepasstes Leben zu führen. Moestl hörte auf, über seine Träume zu sprechen. Aber deshalb hörten sie nicht auf zu existieren. Er war nicht bereit, seine Träume einem sicheren Job und fünf Wochen Urlaub im Jahr zu opfern. Er tat etwas, was nur wenig tun: Er versprach sich selbst, sein Leben den eigenen Vorstellungen entsprechend zu leben. Er wollte es mit Abenteuern und Freiheiten füllen. Mit Begegnungen und Herausforderungen. Er entschloss sich zu leben und seinen Traum vom unangepassten Leben in die Tat umzusetzen.
Als Berufsfotograf und Reiseleiter bereiste er die ganze Welt, verbrachte prägende Jahre in Asien. Er veröffentlichte Bücher, die es auf die Spiegel-Bestsellerliste schafften. Seine Bücher sind kurzweilig und haben gleichzeitig Tiefgang. In seinen Sachbüchern macht er neugierigen Menschen die Erfahrungen zugänglich, die er bei Aufenthalten in Asien gesammelt hat, wo er u.a. im Shaolin-Kloster die Kampfkunst der Mönche erlernt hat. In seinem neusten Buch Der Traum vom unangepassten Leben stellt er 24 Wege vor, um der eigenen Sehnsucht zu folgen.
Die Tipps in seinem Buch sind eigentlich einfach. Eigentlich. Man muss nur bereit sein, den Sprung ins selbst gelebte Leben zu wagen. Aber wer dies tut, der wird sich am Ende seines Lebens darüber freuen. Und dabei ist es egal, ob das eigene Leben mit 25, 52 oder 75 Jahren beginnt.
INTERVIEW
Sie sind Spiegelbestsellerautor, Vortragsredner und Zencoach! Und Asienexperte. Was haben Sie von der Philosophie Asiens gelernt?
Die Denkweise der Asiaten begleitet mich, seit ich zwölf bin. Damals hatte ich jenen Ausspruch Buddhas gelesen, der mein Leben verändern sollte: „Der Geist ist alles. Was du denkst, das bist du.“ War ich anfangs noch skeptisch, wie das funktionieren sollte, habe ich recht bald verstanden, dass wir nichts als unser Denken kontrollieren und daher verändern können. Gleichzeitig entwickelte ich eine Faszination für die Kampfkunst des Shaolin Kung Fu, die für mich bis heute der Inbegriff des asiatischen Denkens ist. Ein Meister beendet einen Kampf, bevor er begonnen hat. Eine Idee, die neben innerer Stärke und Selbsterkenntnis vor allem die Bereitschaft voraussetzt, einer Konfrontation, die man nicht gewinnen kann, aus dem Weg zu gehen. Für mich sind die Asiaten Meister im Understatement und in der Umsetzung. Sie drohen nicht, sie kündigen nicht an, sie tun einfach. Denn reden, so habe ich in den Jahren in Asien gelernt, kocht keinen Reis.
Sie sind auch Zen-Coach. Mit welchen Fragen kommen die meisten Menschen in der heutigen Zeit zu Ihnen?
Lassen Sie mich vorausschicken, dass die Idee hinter der Meditationspraxis des Zen, die ihren Ursprung vor über 1500 Jahren im legendären Shaolin-Tempel hatte, die Einsicht ist, dass alle Kraft von innen kommt. Jene, die uns am Leben erhält, ebenso wie jene, die uns zerstört. Daher versuche ich die Menschen dabei zu unterstützen, die Lösungen dort zu finden, wo diese bereits sind: in ihnen selbst. Die Fragen meiner Kunden lassen sich in ihrem Wesen auf eine einzige reduzieren: Was soll ich jetzt tun? Dabei macht es keinerlei Unterschied, ob jemand von zu vielen Möglichkeiten erschlagen ist oder keinen einzigen Ausweg aus seiner Situation sieht. Ich begleite die Menschen gleichsam zum Bahnhof, stelle ihnen unterwegs die richtigen Fragen, setze sie in den passenden Zug und bin erreichbar, falls sie unterwegs noch etwas benötigen.
Haben sich die Fragen Ihrer Kunden in den letzten drei Jahren verändert?
Definitiv. Heute unterstütze ich meine Kunden vor allem dabei, Illusionen loszulassen, ohne den Eindruck zu haben, sich deshalb selbst aufzugeben. Die Veränderungen, die mit teilweise erschreckender Geschwindigkeit vorangetrieben werden, geben immer mehr Menschen das Gefühl, sich selbst zu verlieren. Dazu kommt der Verlust jener vermeintlichen Sicherheit, die es in Wirklichkeit ohnehin nie gegeben hat.
Gibt es so etwas wie drei Standardempfehlungen, die Sie Ihren Kunden mit auf den Weg geben?
Um unser Verhalten verändern zu können, müssen wir die Mechanismen dahinter verstehen. Nur wenn wir akzeptieren, dass wirklich alle Kraft aus uns selbst kommt, begreifen wir auch, warum uns nicht Ereignisse blockieren, sondern allein unsere Reaktion darauf. Ist die Straße wegen eines Hangrutsches verschüttet, kannst du weinend daneben sitzen oder dir einen anderen Weg suchen. Das geht aber nur, wenn wir die uns vorhandenen Ressourcen nicht aus Bequemlichkeit verleugnen. Wenn es darauf ankommt, hat jeder Mensch ein Talent, das ihm das Leben rettet. Dieses gilt es zu erkennen.
Welche Empfehlung können Sie den Lesern hier und heute ganz explizit geben, um in der heutigen verrückten Welt einigermaßen gelassen zu bleiben oder aber die eigene Mitte zu finden, falls diese noch nicht gefunden wurde?
Wann immer mir jemand etwas erzählt, frage ich mich, welchen Wert diese Information hat. Bringt sie mich weiter oder zieht sie mich einfach herunter, was häufig der einzige Zweck schlechter Nachrichten ist. Welche Relevanz hat es für mein Leben, ob irgendein Politiker positiv auf Covid getestet wurde? Wir müssen nutzlose Informationen aus unserem Kopf entfernen, noch bevor diese dort Schaden anrichten. Viel zu oft steigern wir uns in etwas hinein, das uns persönlich überhaupt nicht betrifft, anstatt uns um unser eigenes Leben zu kümmern.
Wie viel Zeit sollte man sich Ihrer eigenen Erfahrung nach jeden Tag für eine spirituelle Praxis wie Meditation o.ä. schenken?
So viel, dass man diese Zeit noch als Geschenk betrachten kann. Das können zwei Minuten sein oder auch zwei Stunden. Hat man das Gefühl sich zwingen zu müssen, ist es zu viel.
Wie lange sollte man eine Methode „durchziehen“?
Solange man Freude an ihr hat. Grundsätzlich empfehle ich aber zumindest zwei Wochen lang dran zu bleiben, damit eine gewisse Routine eintritt.
Wann merke ich, dass eine Meditation oder eine bestimmte Praxis oder ein Weg nichts für mich ist?
Wenn ich mich mit der dahinter stehenden Idee nicht identifizieren kann. Wer Buddhismus als esoterischen Unfug sieht, wird auch keine Freude an Zen-Meditationen haben. Nur weil etwas gerade im Trend ist, muss es aber auch nicht für jeden passen.
Braucht es Ihrer Erfahrung nach eine Begleitung oder reicht eine der vielen Meditationsapp-Anbieter, die heute auf dem Markt zu finden sind?
Meiner Meinung nach brauchen wir im westlichen Alltag weder das eine noch das andere. Wer sich wohler fühlt, jemanden an seiner Seite zu haben, der möge sich einen virtuellen oder realen Begleiter suchen. Den Weg müssen wir am Ende aber trotz allem selbst gehen.
In diesem Jahr ist Ihr neues Buch erschienen Der Traum vom unangepassten Leben. 24 Wege, deiner Sehnsucht zu folgen. Ein unangepasstes Leben zu führen, scheint heute nicht mehr allzu leicht zu sein. Wie sehen Ihre Ratschläge in der heutigen Situation für ein unangepasstes Leben aus. Ist das gerade überhaupt noch möglich?
Warum sollte es denn nicht möglich sein? Schließlich bedeutet unangepasst zu leben, nicht, extra das Gegenteil von dem zu tun, das alle machen. Es heißt vielmehr, jene Möglichkeiten zu ergreifen, die sich uns in diesem Moment bieten. Zu lernen, uns wieder selbst in den Mittelpunkt zu stellen, unser Leben nicht mehr damit zu verbringen, unserem Umfeld zu gefallen und regelmäßig daran zu denken, dass unsere Existenz auf dieser Erde ein Ablaufdatum hat.
Haben Sie drei Tipps, um der eigenen Sehnsucht zu folgen, um sich selbst zu verwirklichen oder sich selbst treu zu bleiben?
Wir müssen unserer Sehnsucht wieder Platz in unserem Leben geben und akzeptieren, dass es ohnehin für nichts eine Garantie gibt. Alles kann immer gut werden oder eben daneben gehen. Und nicht zuletzt müssen wir unserer Sehnsucht auch dort treu bleiben, wo wir Gegenwind oder Widerstand spüren.
Vielen Dank für das Interview!
Zum Weiterlesen:
Berhard Moestl. Der Traum vom unangepassten Leben. 24 Wege, deiner Sehnsucht zu folgen. Knaur Verlag, 2021.