Igor Kufayevs kürzlich erschienenes Buch Camatkāra: The Hidden Path offenbart, wie die Erfahrung von Schönheit – in ihrem wahrhaftigsten, unverfälschten Sinne – uns unmittelbar mit dem Göttlichen verbindet. Im YOGA-AKTUELL-Interview gibt der Autor Einblicke in dieses kostbare Wissen, das im Tantra einen hohen Stellenwert hat.
Als renommierter Künstler und Advaita-Tantra-Lehrer mit immenser Erfahrung sowie profunder Weisheit ist Igor Kufayev eine herausragende Persönlichkeit von internationaler Bekanntheit. Seit Kurzem ist sein Buch Camatkāra: The Hidden Path erhältlich: eine Sammlung von Diskursen, in denen der Gründer von Flowing Wakefulness die Erfahrung von Schönheit als einzigartigen Weg zur direkten Kommunion mit dem Göttlichen erforscht. Diese Verschmelzung von philosophischer Darlegung, poetischer Anrufung und Prosa lässt den Leser, die Leserin in eine spürbare Erfahrung von bewussterer Wahrnehmung der Heiligkeit eines jeden Augenblicks eintauchen. Im folgenden Interview spricht YOGA AKTUELL mit Igor Kufayev über jenen verborgenen Pfad zu spiritueller Offenbarung und Ekstase – und letztlich über den Zweck menschlicher Erfahrung.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Ihr Buch Camatkāra – The Hidden Path ist kürzlich erschienen. Lassen Sie uns mit einer kurzen Erklärung des Begriffs „Camatkāra“ beginnen.
Igor Kufayev: Camatkāra ist ein Begriff aus dem Sanskrit, der in seiner spezifischen Bedeutung „ästhetisches Erstaunen“ bezeichnet. Manchmal wird er als „ekstatischer Zustand des Staunens“ oder einfach als „Verwunderung“ übersetzt. Im Kontext des Buches steht er jedoch für die Qualität des ästhetischen Entzückens und bezieht sich auf die Art, wie ihn die Meister des Kashmirischen Shaivismus verwendet haben – insbesondere Abhinavagupta, der im 10. Jahrhundert lebte und als derjenige gilt, der dem Kashmirischen Shaivismus sein hohes Niveau hinsichtlich der philosophischen Ausarbeitung gegeben hat, für das diese Linie heute bekannt ist.
Natürlich kann man den Begriff einfach mit „Staunen“ wiedergeben: von etwas Atemberaubenden eingenommen zu sein, so dass das Herz einen sprichwörtlichen Aussetzer macht. Aber darüber hinaus gibt es auch noch den Aspekt, bei dem es speziell um die Reaktion auf das Wahrnehmen von Schönheit geht, um die Liebe zur Schönheit – dann bezieht sich der Begriff auf jemanden, dessen Wahrnehmungsfähigkeit bewusst so verfeinert wurde, dass sie eine Ebene von Empfänglichkeit erreicht, auf welcher der Beobachter, der Zuschauer, antizipiert.
Bevor wir näher darauf eingehen, was dabei geschieht, sollten wir an dieser Stelle zunächst über Schönheit reden: Was ist Schönheit, und inwiefern macht sie Wahrheit zu einer greifbaren Wirklichkeit, wie […]