… und das Öffnen von Türen zur Lebendigkeit: Jeder Mensch stößt irgendwann in seinem Leben auf bestimmte Limitationen und Schwierigkeiten. Doch statt daran zu verzweifeln, kannst du sie als Lehrmeister annehmen.
Leben kann sich kaum entfalten, wenn es – wie Wasser in einem betonierten Kanal – einfach nur ungehindert zu Tale fließt. Es wird erst dann fühlbar lebendig, wenn es – wie ein Bergbach – über unzählige kleine und große Hindernisse rauscht. Und ungewöhnlich viel Kraft kann ein Fluss erst dann entwickeln, wenn er aufgestaut wird.
Wir gelangen täglich an irgendwelche kleinen Grenzen, die einer Türschwelle oder einem Gartenzaun gleichen, und durch unsere gewohnten Routinen und unsere unbewussten Reaktionen haben wir gelernt, leicht damit fertigzuwerden. Aber wie gehen wir damit um, wenn wir eines Tages an etwas so Unerwartetes und Gewaltiges wie die Chinesische Mauer stoßen? Im selben Land liegt übrigens auch die mittlerweile berühmt-berüchtigte Stadt Wuhan. Vor zwei Jahren war dieser Ort der Auslöser für einen Tsunami, der die ganze Menschheit und jeden Einzelnen von uns auf unterschiedliche Art getroffen hat. Die Nachbeben sind bis heute spürbar, und viele Wunden sind noch nicht verheilt. Vielleicht werden sogar einige Schäden und Narben in uns und unserer Gesellschaft ein ganzes Leben lang bleiben. Wir sind plötzlich an existenzielle Grenzen gestoßen, die potenziell eigentlich immer schon da waren, uns aber erst dadurch deutlich vor Augen geführt wurden. Wir interpretieren sie zwar oft als persönlichen Schicksalsschlag, doch es sind grundsätzliche Erfahrungen, die jeder irgendwann einmal im Leben machen wird und machen muss, unabhängig von Alter, Geschlecht, kulturellem oder sozialem Hintergrund, und unabhängig vom gesellschaftlichen Status und den finanziellen Umständen. Dass dennoch jeder Mensch anders damit umgeht, liegt daran, dass jeder von uns unterschiedlich geprägt ist: durch Charaktereigenschaften, Kindheitserfahrungen, Lebenseinstellung, Glaubensausrichtung, karmisches Gepäck und durch andere unsichtbare Kräfte.
Es liegt an jedem von uns, ob wir diese acht existenziellen Grenzen als wichtige Lehrmeister erkennen und sie in einer Krise als Chance nutzen. Es kann sein, dass wir durch Zufall eine Tür in einer scheinbar unüberwindbaren Mauer entdecken, oder dass wir uns mit viel Mühe und Geduld eine Öffnung schaffen. Manche Begrenzungen wiederum sind naturgemäß unüberwindbar, und wir müssen lernen, sie zu akzeptieren und zu integrieren und aus den Hindernissen das Beste zu machen.
1. Mangel
Vom […]