Wie die ästhetische Erfahrung zum Tor in die Meditation wird – Schönheit zu empfinden ist wie das Schmecken des Ewigen im jetzigen Moment.
Es gibt Momente, in denen uns Schönheit so tief berührt, dass das Denken aussetzt und sich unser Ich für den Moment aufzulösen scheint. Die meisten Menschen kennen solche Momente. Es kann ein Kunstwerk sein, das unser Herz direkt berührt, es kann der offene Sternenhimmel einer klaren Nacht sein oder ein bestimmtes Musikstück. Es können außergewöhnliche Erlebnisse sein oder ganz einfache, die uns im Alltag überraschen. Es kann in jedem Augenblick geschehen, und es geschieht immer unmittelbar und spontan.
In solchen Momenten fühlen wir uns eins mit allem, die Zeit scheint stehenzubleiben, wir sind erfüllt, und es gibt gefühlt nichts, was noch zu erreichen wäre. Diese Erfahrung wird in der indischen Philosophie als Ananda, als vollkommene Freude bezeichnet. Doch was ist es, das sich uns in diesen Momenten zeigt?
Genau benennen können wir es nicht, wir können es nur umschreiben. Wir erfahren so etwas wie eine innere Harmonie, die uns für einen Moment aus dem Chaos des alltäglichen Lebens, aus den ständigen Konflikten und unserem unruhigen Geist heraustreten lässt.
Bei dem Versuch, diese Erfahrung zu verstehen, lohnt es sich, in die frühesten Quellen der indischen Philosophie zu schauen, die Upanishaden.
Die Upanishaden gelten als Shruti, als etwas Gehörtes. Das heißt, sie sind keine Erzählungen, die durch den Intellekt geschaffen wurden, sondern sie sind Dichtungen, die durch Inspiration entstanden sind. Die Rshis und Yogis der alten Zeit haben die Botschaft dieser Texte in ihrer meditativen Versenkung intuitiv erfahren. Sie beschreiben den Ursprung der Schöpfung, die Natur des Bewusstseins und das Zusammenspiel von Geist und Materie. Vor allem weisen sie aber auf eines hin, nämlich dass alles, was existiert, aus einer einzigen Quelle stammt, und dass ein Funke dieser Quelle in allem zu finden ist, in jeder Pflanze, in jedem Tier und in jedem Menschen. Diese Quelle wird als Brahman bezeichnet – das, was sich ausdehnt. Die Upanishaden schreiben ihr eine essenzielle, dreifache Eigenschaft zu: Sein-Bewusstsein-Freude, Sat-Chit-Ananda. Sie ist lebendig, sie haucht allem, was existiert, Bewusstsein ein, und ihre Natur ist Freude.
Wonach wir suchen
Diese Quelle gilt als das eine Prinzip, das dem Leben zugrunde liegt. Die Brhadaranyaka-Upanishad sagt, dass […]