Ekstasen unserer Zeit – zweckfrei, verdünnt oder transformierend.
Die Ekstase. Wir sehnen uns nach ihr, wir erleben sie. Beim Yoga, in der Meditation, beim Tanz, im Flow-Zustand, beim Sex, in achtsamen Momenten, im Drogenrausch, beim Tagträumen, spontan im Alltag oder in einem Ausbruch von Wut. Die Ekstase ist nicht so fern, wie wir denken, und es gibt immer mehr Orte in unserer Gesellschaft, die uns dazu einladen, die unterschiedlichsten Formen der Ekstase gemeinschaftlich zu erleben. Es gibt die zweckfreien, die tiefen, transformierenden und die verdünnten Ekstasen. Was ist Ekstase, und warum brauchen wir sie?
Zur Podcastfolge Ekstasen der Gegenwart – warum wir die Ekstase brauchen
Ekstase – was ist das eigentlich?
Von innen fühlt sie sich gut an, von außen sieht sie verrückt aus: die Ekstase. Ein Zustand, in dem wir mit dem maximalen Augenblick verschmelzen. Die Uhr hört auf zu ticken, das Alleinsein wird zum All-Eins-Sein. Das Ich zerfällt, und etwas anderes kommt zum Vorschein. Es lässt uns fließen, über weltliche Formen hinaus und in eine Formlosigkeit hinein, die nicht greifbar ist, doch sinnlich fühlbar, eine gefühlte Wirklichkeit, vielleicht wirklicher als alles andere.
Zu den Urformen der Ekstase zählen schamanische Tanzrituale, und die älteste Form der Ekstase ist natürlich der Sex. Die Ekstase wurde einst „Verzückung“ genannt, und jede Art von verzückter Ekstase hat bestimmte Merkmale: Das Ich löst sich vorübergehend auf, und damit auch das dreidimensionale Zeitempfinden von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es existiert nur noch die absolute Gegenwart. In jeder tiefen Ekstase geht es um die Verbindung mit etwas anderem – mit dem Göttlichen, mit einer Vision, mit der Natur, einer Pflanze, mit einem oder vielen Menschen. Wer eine Ekstase erlebt, sieht aus, als wäre er der Welt entrückt oder verrückt. Rhythmus und Takt spielen immer eine Rolle in der Ekstase, und rhythmische Bewegungsabläufe können eine Ekstase auslösen. Im Tanz führt der Beat der Musik in die Verzückung, im schamanischen Ritual der Takt der Trommel, im Bhakti-Yoga die Wiederholung von Mantras. Das ganze Leben ist umhüllt von Rhythmus und Takt. Die Sprache hat einen Rhythmus, und ebenso die Musik, Jahreszeiten verlaufen in Rhythmen, und auch der weibliche Zyklus. Die Geburt hat einen Rhythmus, genauso das Alter und das Sterben.
Anders als oft gedacht, […]