Wie der Geist die Welt erschafft: Eine yogische Sicht auf unsere Wahrnehmung – und auf die Natur von Verschwörungstheorien in einem größeren Zusammenhang.
In Krisenzeiten erwächst aus dem Drang, die Ursachen für die gegenwärtige Situation herauszufinden, eine beinahe süffisante Freude an der Vermutung, es müsse irgendeine Art von Verschwörung hinter all dem stehen. Und tatsächlich halte ich das für ziemlich zutreffend. Hinter den Kulissen sind auf vielen Ebenen versteckte Absichten, Begehrlichkeiten und Interessen am Werke, die an der Oberfläche nicht sichtbar sind. Unsere tieferen Gedanken, Motivationen, Ängste, Hoffnungen und Ambitionen bleiben größtenteils im Verborgenen. Aus yogischer Perspektive ist die Welt eine Manifestation unserer Überzeugungen, Vorstellungen, Meinungen, Werte und Entscheidungen, die ihren Ursprung im Geist nehmen. Und zwar handelt es sich hier um den kollektiven Aspekt des Geistes, der die Realität erzeugt und aufrechterhält. Dieser kollektive Geist jedoch setzt sich natürlich aus einer Vielzahl individueller Geisteinheiten zusammen, und hier können wir mit unserer Untersuchung ansetzen. Jeder kann das tun – bei sich selbst.
Der erste Punkt einer solchen Betrachtung könnte folgender sein: Vielleicht ist es von größter Bedeutung, herauszufinden, mit welchen Annahmen wir unseren Geist füttern, und in der Folge auch klar zu erkennen, was wir in unserem Geist tragen. Und möglicherweise ist es auch wichtig, sich der Wirkungen bewusst zu werden, die Annahmen, Theorien und Eindrücke von außen in uns hervorrufen. Vielleicht ist das von viel grundlegenderer Bedeutung, als irgendeine „Wahrheit“ im äußeren Sinne zu finden. Obwohl die aktuellen Verschwörungstheorien durchaus lehrreich, stimulierend und erhellend sowie manchmal auch unterhaltsam sein können, ziehen sie uns doch fast immer herunter und führen dazu, dass wir unsere „niederen Tendenzen“ verstärken und nähren, wie vor allem Angst, Ablehnung und ego-geprägte Tendenzen im Allgemeinen.
Diese Merkmale scheinen den verschiedenen Verschwörungstheorien gemein zu sein:
- Sie basieren auf etwas, das plausibel und überzeugend klingt, denn es könnte möglich sein („und wer weiß, vielleicht …“). Und plötzlich sehen wir überall Hinweise, die dafür sprechen.
- Man kann sie nicht beweisen (umgekehrt aber auch nicht widerlegen).
- Sie besagen, dass jemand oder etwas darauf abzielt, uns Schaden zuzufügen, und dass wir die Opfer sind.
- Sie aktivieren tiefe Gefühle von Argwohn, Zweifel, Misstrauen und vielleicht auch Abneigung in uns.
Die Funktionsweise des Geistes
Wenn eine starke Identifikation und […]