Wo Siddhartha Gautama zum Buddha wurde: Rings um den Baum, unter dem der Königssohn in tiefer Meditation erleuchtet wurde, entstand der Mahabodhi-Tempel, der seither unzählige Pilger anzog und von einer besonderen Atmosphäre erfüllt ist.
Unter den Ästen des weit ausladenden Laubbaums im Mahabodhi-Tempel sitzen rund dreißig Mönche und singen mit tiefen, brummenden Stimmen monoton und rhythmisch Mantras. Sie sind in weinrote Roben gekleidet, die Schals über ihren Schultern haben die gleiche Farbe, darunter tragen sie gelbe Hemden. Vor einigen von ihnen stehen autoreifengroße Trommeln, mit einem zarten Muster in Rot- und Goldtönen bemalt, als wären sie in Schlangenhaut gekleidet. Zwei Mönche blasen in Instrumente, die an mit Metall beschlagene Alphörner erinnern. Nebenan steigen die Temperaturen auf über 30 Grad. Hier, im Schatten des mächtigen Baums, sitzt man angenehm kühl.
Gute 500 Jahre vor Christi Geburt saß Siddhartha Gautama, der Königssohn aus dem indischen Norden, nicht weit von hier sechs Wochen lang in einer Höhle. Er hungerte und meditierte, war beseelt von dem Wunsch, hinter den Vorhang des Seins zu blicken. Sechs Wochen, in denen er fast verzweifelte.
Dort blieb er sitzen und meditierte weiter, am Ende seiner Kraft. Und dann passierte es: Am dritten Tag unter dem Baum kamen der Friede und die Erkenntnis. Das Erwachen. Der Buddha war geboren. Und mit ihm eine Lehre, die die Welt veränderte.
Er brach wieder auf, einen Tagesmarsch weit, und machte am späten Nachmittag Rast unter den schattenspendenden Zweigen einer Pappelfeige. Dort blieb er sitzen und meditierte weiter, am Ende seiner Kraft. Und dann passierte es: Am dritten Tag unter dem Baum kamen der Friede und die Erkenntnis. Das Erwachen. Der Buddha war geboren. Und mit ihm eine Lehre, die die Welt veränderte.
Im Mahabodhi-Tempel
Wer nach Bodhgaya anreist, quer durch die weite nordindische Provinz, nimmt harte Strapazen in Kauf. Die Straßen in Bihar sind staubig, mit Schlaglöchern übersät. Die Eisenbahn hält in der Regel nicht, was der Fahrplan verspricht. Wie überall in indischen Pilgerorten sitzen Bettler vor dem Eingang zum Heiligtum in Reihe. Leprakranke strecken Reisenden ihre verstümmelten Hände entgegen. Verkäufer streiten sich laut um Kunden. Kinder reißen an den Hosenbeinen der Vorbeieilenden. Sie tragen keine Schuhe, ihre Kleidung ist durchlöchert.
Und dann überschreitet man die Pforte zum Mahabodhi-Tempel. Plötzlich […]