Eine spirituelle, psychologische und gesellschaftskritische Annäherung an die Corona-Krise.
Wann war das Leben für die Menschheit zuletzt so unsicher, verletzlich und unvorhersehbar? Ich sehe schockierende und zugleich berührende Berichte im Fernsehen, die mich an kriegsähnliche Zustände oder an einen apokalyptischen Science-Fiction-Film erinnern, und das mitten im scheinbar so wohlhabenden und stabilen Europa. Quer über den Globus und durch die Gesellschaft scheint jeder in irgendeiner Weise betroffen zu sein. Von einem Tag auf den anderen erkennen wir, wie unersetzlich die so stiefmütterlich behandelten Gesundheitsberufe sind und dass ein Lkw mit Schutzausrüstung mehr wert ist als ein Goldbarrentransport. So sehr mich all diese individuellen und nationalen Schicksale berühren, so sehe ich darin dennoch eine einzigartige Chance für unser Leben und unseren Planeten.
Unmittelbarkeit und Unsicherheit
Was werden wir morgen, in einer Woche, in einem Monat oder in einem Jahr denken, wissen, sagen und tun? Kein Wissenschaftler, Zukunftsforscher, Wirtschaftsfachmann, Politiker, Journalist, Priester, Guru oder Yogi kann dies vorhersehen. Eigentlich ist jeder Tag des Lebens von einer gewissen Unmittelbarkeit und Unsicherheit geprägt, aber unsere Alltagsroutine und unsere Gewohnheiten lassen diese Tatsache verblassen; zumindest so lange, bis uns irgendein einschneidendes Ereignis, eine schwere Krankheit, ein bitterer Verlust, ein gesellschaftlicher Umbruch oder eine globale Katastrophe aus dieser Trance wachrüttelt.
Die Wahrheit vom Leid
Es ist sicherlich kein Zufall, dass der Buddha in seiner ersten edlen Wahrheit nicht Sukha (Glück) sondern Dukkha (Leid) definiert hat. Denn es gibt existenzielle Grenzen wie Vergänglichkeit, Ohnmacht oder Schmerz, die jeden Menschen früher oder später betreffen. Anstatt sich dieser unausweichlichen Phänomene bewusst zu werden, sind wir viel zu oft damit beschäftigt, sie auf stumpfsinnigste und kreativste Art und Weise zu ignorieren, zu verdrängen, zu verniedlichen oder schönzureden.
Die Lektion
Es bleibt also dem lieben Gott, höheren Bewusstsein, Universum, Karma –
oder wie auch immer du diesen schicksalhaften und unbegreiflichen Faktor nennen willst – nichts anderes übrig, als uns zu bestimmten Zeiten ordentlich eins über die Rübe zu hauen. Denn nur dann besteht die Chance, dass wir aus unserer gewohnten Benommenheit und zerstörerischen Gier aufwachen. Ein Schicksalsschlag ist aber leider noch kein Garant, dass wir unsere verrückte Lebensweise ändern. Vielleicht brauchen wir noch weitere Tritte in den Hintern, ganz nach dem Motto von Chérie Carter-Scott, „the Mother of Coaching“: „Es […]