Feuer hatte schon immer eine zutiefst faszinierende Wirkung auf mich. Wie transformierend es sein kann, erfuhr ich bei einer Feuerzeremonie auf Bali.
Im Februar 2016 starb meine Mutter. Ihre Trauerfeier war für April angesetzt. Ich selbst flog Anfang März mit einer Yogagruppe von Tanja Seehofer und viel Trauer im Herzen nach Bali. Wir bereisten die Insel und verbrachten natürlich auch einige Tage in Ubud, dem künstlerischen und spirituellen Zentrum auf Bali. An einem Abend nahmen wir an einer Feuerzeremonie im Five Elements Resort teil, dass ein bisschen außerhalb von Ubud liegt.
Es ist ein wunderschönes Resort, dass nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten bietet und sich auf allen Ebenen durch eine hohe Qualität auszeichnet. Dies galt auch für den Priester, der an diesem Abend eine Feuerzeremonie mit 15 Yogis und einem Assistenten leitete. Bei dieser Zeremonie handelte es sich um eine Agni Hotra. Ausführlich wird der vedische Ursprung dieses Rituals in der Oktober/November-Printausgabe Nr. 118 von YOGA AKTUELL von 2019 beschrieben. Die Balinesen haben diese Tradition aufgegriffen und mit animistischen Elementen verbunden.
Eintauchen in die Kraft des Feuers
Im Five Elements findet die Feuerzeremonie an einem extra dafür ausgerichteten Platz statt. Die Feuerstelle selbst ist viereckig und so groß, dass wir mit 18 Teilnehmern genug Platz hatten, um uns dort niederzulassen. Von niederlassen konnte bei einigen aber leider gar nicht die Rede sein, denn sie waren wie besessen darauf, die Feuerzeremonie zu fotografieren und zu filmen.
Jeder von uns bekam eine Schale mit Samen und eine Kokosnuss. Danach begann der Priester mit der Zeremonie, läutete permanent eine Glocke, goss Büffelbutter ins Feuer, warf Getreide hinterher und chantete Mantras, um Gesundheit und Fülle für uns herbeizurufen. Danach waren wir aufgefordert, ebenfalls Samen ins Feuer zu werden und uns etwas zu wünschen. So sangen wir im Wechsel und verbanden uns mehr und mehr mit der heilsamen Energie der Zeremonie, des Platzes, des Priesters und der Götter.
Nachdem ich ein paar persönliche Wünsche geäußert hatte, ging meine Aufmerksamkeit zu meiner Mutter und ich stellte mir vor, wie ihr Körper in diesen Tagen verbrannt würde und nun ähnlich wie meine Wünsche in die feinstofflichen Ebenen des Universums heraufsteigen würde. Dies hatte zur Folge, dass ich meine ganze Aufmerksamkeit auf ihre Seele ausrichtete und ich das ganze Ritual damit verbrachte, ihrer Seele Gutes zu wünschen. Durch das laute Klingen der Glocke, den Gesang des Priesters, der transformierenden Kraft des Feuers konnte ich mich dem ganzen Prozess immer mehr hingeben. Ich war tief berührt von der spürbar reinigenden Energie, die sich im Verlauf des Rituals in mir ausbreitete. Ich fand ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit der Seele meiner Mutter.
Meine Trauer und mein Verlustschmerz transformierten sich in das Wissen, dass es ihr gut ging. Ich war so dankbar für die tief transformierende Kraft des Feuers, die mich in diesem Moment erfahren ließ, dass alles im Universum getragen wird von den Kräften des Universums und der Liebe.
Irgendwann forderte der Priester uns auf, die Kokosnuss zu brechen, die wir erhalten hatten. Diese stand für unser Ego. Wir sollten sie ins Feuer werfen als Zeichen dafür, dass wir unser Ego brechen würden. Es dauerte ein bisschen, bis ich zwei Teile in der Hand hatte. Das wunderte mich nicht. Ist mein Verstand doch sehr stark.
Als die Zeremonie zu Ende war, schaute der Priester mich an, nickte und meinte: „Strong energy! Strong energy!“ Ich war erstaunt und gleichzeitig so erfreut darüber, dass ich die tief transformierende Kraft des Feuers so unmittelbar erfahren durfte. Zutiefst berührt von der Zeremonie verließ ich das Five Elements mit dem Vorsatz, noch einmal hierher zu kommen, um eine weitere Zeremonie zu machen.
Große und kleine Feuer
Dieser Wunsch erfüllte sich im Herbst letzten Jahres. Dieses Mal waren wir zu zweit und blieben zwei Tage im Five Elements Resort.
Wir hatten im Vorfeld eine Feuerzeremonie gebucht und waren, wie wir im Verlauf der folgenden Tage beobachten konnten, nicht die einzigen. Der Priester und die Feuerzeremonien sind über die Grenzen Balis bekannt und ziehen täglich Menschen an, die unter seiner Obhut die transformierende Kraft des Feuers einladen möchten, um Gutes und Gesundheit in ihr Leben einzuladen. Aber die Anwohner schätzen die Zeremonien des Priesters und kommen regelmäßig je nach Stand der Sterne hierher, um in diese Zeremonie einzutauchen.
Der Priester erinnerte sich nicht an mich und ich wollte ihn auch nicht an seine Bemerkung in der vorherigen Zeremonie erinnern. Schließlich hatte ich mein Ego beim ersten Mal dem Feuer übergeben. Bei dieser Zeremonie, die tagsüber stattfand, herrschte eine ganz andere Atmosphäre als in der großen Gruppe. Ich war entspannt und genoss seine Gesänge, den Klang der Glocke und den Aufprall der Kokosnuss, die er uns auch dieses Mal gab, um sie gebrochen ins Feuer zu werfen. Auch dieses Mal gelang es mir nicht, die Nuss mit einem Mal zu zerschlagen, ganz im Gegensatz zu meiner Begleitung, die ihre Nuss mit einem einzigen Hieb in zwei Stücke zerteilte.
Am Ende der Zeremonie fühlte ich mich wieder gereinigt und wohl. Wir blieben noch einen weiteren Tag in dem Resort und sowohl vom Restaurant als auch von unserer wunderschönen Hütte aus konnten wir den Gesängen des Priesters lauschen und jedes Mal verband ich mich dabei innerlich mit der transformierenden Kraft des Feuers und jedes Mal wurde mir warm ums Herz.
Auch heute noch, viele Kilometer von der Feuerstelle des Five Elements entfernt, verbinde ich mich jedes Mal, wenn ich eine Kerze anzünde mit der reinigenden Kraft dieses Feuers. Dann stelle ich mir vor, wie der Priester die Glocke läutet, Butter ins Feuer wirft und Gesundheit und Fülle herbeiruft. Und wenn ich ganz aufmerksam bin und meine Ohren ganz weit öffne, meine ich manchmal sogar, seine Glocke bis hierher zu hören.
Weitere Infos dazu findest du hier und auf www.fivelements.org.