Entheogene Kultstätte und europäische Kulturhauptstadt – zu Besuch an einem Ort, der auf die gesamte antike Welt eine tiefe Faszination ausübte und uns bis heute Rätsel aufgibt.
Was genau im Telesterion geschah, wissen wir zwar nicht zur Gänze, doch sicher ist –
das lässt sich anhand bruchstückhafter Überlieferungen einiger Teilnehmer schlussfolgern –, dass die Initianden in der Weihehalle eine mystische Erfahrung machten, die ihr Leben nachhaltig veränderte.
Über eine Zeitspanne von fast zweitausend Jahren pilgerten jährlich hunderte Menschen von Athen über die so genannte „Heilige Straße“ ins etwa dreißig Kilometer entfernte Eleusis (heute Elefsína). Dort angekommen, nahmen sie an einem Einweihungsritual teil, dessen mythologische Grundlage die Geschichte vom „Raub der Persephone“ bildete und zu dessen elementaren Bestandteilen die Einnahme des heiligen und aller Wahrscheinlichkeit nach als Psychedelikum wirkenden Kykeon gehörte.
Gegründet wurde Eleusis um 2000 v. Chr. und war zunächst eher ein privater und familiärer Kult, der jedoch schon kurz darauf zunehmend mehr Menschen und schließlich sogar die gesamte antike Welt in seinen Bann gezogen hat. Eleusis ist ein wahrlich besonderer Ort, der kulturhistorisch betrachtet spannender kaum sein könnte und von der UNESCO völlig zu Recht zur europäischen Kulturhauptstadt 2023 ernannt wurde.
Als ich Eleusis im letzten Jahr besucht habe, war ich ganz erstaunt darüber, dass ich offensichtlich der Einzige war, der sich für diese alte Kulturstätte zu interessieren schien – denn außer der Kassenwartin sowie der Museumsdame bin ich auf dem gesamten Gelände keiner Person begegnet. Wenn auch etwas überrascht, war ich gleichzeitig aber auch sehr froh darüber. Denn so konnte ich mich ganz unbekümmert einfach „gehen“ lassen, den antiken Gottheiten ganz nah sein und mich wie auf einem großen mythologischen Abenteuerspielplatz fühlen, auf dem die „energetischen Abdrücke“ damaliger kollektiver Bewusstseinserweiterungen noch immer zu spüren sind.
Die entheogene Erfahrung im Telesterion
Das Telesterion ist die um 600 v. Chr. erbaute Einweihungshalle, in welcher die heiligen Mysterien zelebriert wurden; es handelt sich um das wichtigste Gebäude im Heiligtum. Im Laufe der Zeit wurden aufgrund wachsender Besucherzahlen zwar mehrere neue Gebäude errichtet, doch sie alle befanden sich am selben Ort. Die heute noch sichtbaren Überreste stammen aus dem 4. und 5. Jahrhundert vor Christus.
Was genau im Telesterion geschah, wissen wir zwar nicht zur Gänze, doch sicher ist – das lässt […]