Von Gruppenglück und Gruppenzwang – spirituelle Gemeinschaften können bereichernd aber manchmal auch gefährlich sein.
Die Suche nach spirituellem Wachstum, die einen Menschen weiterbringt, ist so alt wie die Menschheit selbst. Der eine geht diesen Weg lieber alleine, der andere hat nur in einer spirituellen Gruppe das Gefühl, wachsen zu können. Gründe für und gegen den Eintritt in eine spirituelle Gruppe gibt es genügend, wie eine Umfrage zeigt, die im Rahmen dieses Artikels durchgeführt wurde. Also kann nur jeder Mensch für sich entscheiden, ob und wie lange er sich anderen anschließt.
Zu wünschen ist bei dieser Entscheidung jedem eine gesunde Mischung aus Herz und Verstand, um gegebenenfalls immer wieder zu überprüfen, ob man sich selbst auf dem gemeinsamen Weg zur Erleuchtung verloren hat und nur noch eine Kopie der Gruppenideologie geworden ist.
Das Flair im Münchner Olympiastadium hat im Oktober 2004 etwas Indisches: Der Duft von Räucherstäbchen empfängt mich bereits an der Eingangstüre und die Kleidung vieler, die mir hier begegnen, ist weiß. Amma ist wieder in der Stadt. Und so wie viele andere zieht es auch mich immer wieder zu der kleinen, rundlichen, ganz in weiß gekleideten Heiligen, die durch ihre Umarmungen schon so vielen Hilfesuchenden tröstenden Schutz und Heil gebracht hat. Aber es ist nicht nur Amma selbst, die mir in diesen Tag ein warmes Gefühl vermittelt, sondern es sind auch die vielen Menschen, die zu ihr ins Münchner Olympiastadium kommen.
Auch wenn ich wie andere Besucher nicht zu Ammas Schülern zähle, so fühle ich mich in den Stunden, in denen ich den Worten der Südinderin lausche und ihre Segen spendende Umarmung genieße, irgendwie wie zu Hause. Und während ich dasitze und sehe, wie viele der Besucher sich scheinbar gut kennen, ertappe ich mich zwischendurch dabei, wie ich mir in dem ein oder anderen Moment kurz wünsche, dazu zu gehören. Zu einer Gruppe dazu zu gehören, die den spirituellen Weg gemeinsam geht.
Aber je länger ich die Menschen beobachte, desto ähnlicher erscheinen sie mir in Gestik und Mimik und wirken mir dann doch zu uniform. So, als hätten sie sich auf der Suche nach sich selbst in der Gruppe verloren.
Gut ein halbes Jahr später ist Thich Nhat Hanh, der vietnamesische Mönch, der […]