Ein Besuch auf der Kumbha-Mela in Prayagraj: Das riesige spirituelle Fest, das dem Bad im sich für kurze Zeit manifestierenden Unsterblichkeitsnektar dient, vereinte auch dieses Jahr wieder Millionen von Menschen am heiligen Ort der zusammenfließenden Ströme – und hinterließ lang nachwirkende Eindrücke.
Die Kumbha-Mela (das „Fest des Krugs“) ist das wohl größte spirituelle Festival der Welt. Alle zwölf Jahre finden sich Millionen von Menschen an einem von vier speziellen Orten Indiens zusammen, um dort während astrologisch wichtiger Zeiten in den heiligen Flüssen zu baden. Ein Bad in diesen Flüssen, so heißt es, befreit den Badenden vom Kreislauf der Wiedergeburten und wäscht alle Sünden fort.
Nach hinduistischem Glauben wurden während eines Streits zwischen Göttern und Dämonen vier Tropfen des Unsterblichkeitsnektars Amrta aus einem Krug vergossen. Diese Tropfen fielen an vier Plätzen zu Boden: in Prayagraj, Haridwar, Ujjain und Nashik. An diesen Orten findet nun, immer wenn die Gestirne Jupiter, Sonne und Mond in bestimmten Aspekten präzise zueinander stehen, die Kumbha-Mela statt. Man glaubt, dass sich dann der Nektar dort wieder im Wasser manifestiert und man so ein Bad der Unsterblichkeit nimmt.
Jene, die dort baden, wo zwei Flüsse zusammenfließen, steigen zum Himmel auf.
(Rg-Veda)
Dieses Jahr findet die Ardha (halbe) Kumbha-Mela in Prayagraj (einst Allahabad) statt. Hier befindet sich das Triveni-Sangam, der Zusammenfluss der heiligen Flüsse Ganga, Yamuna und (der unsichtbaren) Sarasvati. Dieser Platz gilt als ganz besonders heilig, und so versammeln sich hier für die nächsten 55 Tage Sadhus und Pilger aus der ganzen Welt, um zu baden, zu beten und Segen zu erheischen.
15. Januar: Shahi-Snan – das königliche Bad der Sadhus
Die Kumbha-Mela beginnt wie immer traditionell mit dem Rajyogi-(Shahi-)Snan frühmorgens am 15. Januar, dem Festtag Makar-Sankranti. Während des Shahi-Snan dürfen erstmal die Sadhus der verschiedenen Akharas (Sadhu-Orden) baden. Der Grund? Laut Legende war es in alten Zeiten unvermeidlich für die Asketen, zu töten, um den Dharma zu beschützen. Und da ein Bad in der Ganga von allen Sünden reinigt, gab man damals den Asketen also den Vorrang für dieses Ritual. Das ist auch heute noch so. Keiner badet, bis die Sadhus ihr Shahi-Snan beendet haben.
Es ist noch stockdunkel, und ein eiskalter Wind weht von der Ganga her zum Ufer, als die Sadhus […]