Yoga als Weg aus der Trägheitsfalle. Die eigene Trägheit überwinden und Begeisterung wecken. Was zuviel Tamas-Guna entgegen wirkt
Kennen Sie das erbauende Gefühl, mittags im Büro zu sitzen, hochmotiviert und voller Vorfreude an die Yogastunde am Abend zu denken? Aber je weiter der Tag voranschreitet, desto müder werden Sie. Ihre Motivation, sich am Abend auf der Matte zu dehnen und zu strecken sinkt… und sinkt… und sinkt. Und bevor Sie sich versehen, finden Sie sich zuhause bei einem Gläschen Wein auf dem Sofa wieder! Sollte auch Ihnen diese Situation – oder eine ähnliche – bekannt vorkommen, dann hat Sie der Guna Tamas übermannt (aus ayurvedischer Sicht entspricht Tamas-Guna auf der Ebene des menschlichen Individuums Kapha-Dosha, Anm. d. Red.)!
Ein Guna lässt Sie hochmotiviert zum Yoga gehen oder sorgt dafür, dass Sie lustlos auf dem Sofa sitzen bleiben. Dem System des Samkhya zufolge besteht die Prakrti, die Urmaterie, neben dem Guna Tamas noch aus den Gunas Sattva und Rajas. Der Guna Sattva steht für das Prinzip der Klarheit, Güte und Harmonie; Rajas für den Grundsatz der Rastlosigkeit, Bewegung und Energie und Tamas steht für Dunkelheit und Chaos. Wie wesentlich die Auswirkung der Gunas auf den Menschen ist, zeigt der Stellenwert der Gunas in der Bhagavadgita, einer der wichtigsten spirituellen Schriften.
In der Gita, dem Gesang des Erhabenen, erklärt Krishna seinem Schüler Arjuna die Auswirkung der unterschiedlichen Gunas auf sein Denken, Fühlen und Handeln. Ja, er verdeutlicht ihm sogar, dass ein Übermaß an Tamas einen Menschen davon abhalten kann, seine weltlichen und spirituellen Pflichten zu erledigen.
Das weitverbreitete Phänomen der Trägheit
Aber nicht nur im Hinduismus bzw. im Yoga weiß man um die lähmende Wirkung der Trägheit, die sich bei jedem Menschen sowohl auf den Körper, die Seele und den Geist auswirken kann. Auch in anderen spirituellen Traditionen und Religionen ist dieses Phänomen bekannt. Im Christentum zum Beispiel wird Trägheit gerne mit einem erhobenen Zeigefinger als Laster bezeichnet. Die Trägheit des Herzens und des Willens wird hier sogar als eine der sieben Todsünden benannt.
Hierdurch versteht man auch die ablehnende Haltung unserer Gesellschaft der Entspannung gegenüber, die oftmals ungerechtfertigterweise mit Trägheit verwechselt wurde und heute auch immer noch wird. Wenn […]