Bedingungslos zu vergeben ist eine große Kunst. Warum es so befreiend ist, und wie es gelingen kann.
Traditionell beginnt im Buddhismus die Arbeit des Herzens damit, dass wir uns selbst und anderen vergeben. Diese Praxis ist die Grundvoraussetzung für spirituelles Wachstum und umfassende Heilung. Wie du diese Kunst erlernen kannst, erfährst du hier.
Vor vielen Jahren gewann der argentinische Golfspieler Roberto DeVicenzo ein Turnier. Lächelnd nahm er vor den Kameras den hohen Scheck entgegen. Dabei strahlte er über das ganze Gesicht. Danach ging er ins Clubhaus, aß dort eine Kleinigkeit und zog sich um, um nach Hause zu fahren. Auf dem Weg zu seinem Auto sprach ihn auf dem Parkplatz eine junge Frau an. Zuerst gratulierte sie ihm zu dem gewonnenen Turnier. Dann verdunkelte sich ihr Gesicht, und sie erzählte ihm von ihrem Kind, welches schwerkrank zu Hause liege und sterben müsse, wenn sie es nicht zu einem Arzt bringen würde. Ohne zu zögern, zog Vicenzo den Scheck aus der Tasche, überschrieb ihn der Mutter und sagte: „Geh zum Arzt und kauf ihm all das, was er braucht, um wieder gesund zu werden.“
Zwei Wochen später kam der Golfspieler wieder ins Clubhaus, um hier zu Mittag zu essen. Der Kellner, der ihn bediente, sprach ihn an: „Mitarbeiter haben erzählt, dass Sie nach dem Turnier von einer jungen Frau angesprochen wurden.“ „Ja, das stimmt“, antwortete Vicenzo, und sein Gesicht überzog sich mit Trauer. „Ich hoffe, es hat der Frau und ihrem Kind geholfen, dass ich ihr den Scheck überschrieben habe.“ „Nun“, sagte der Mitarbeiter: „die Frau hat gar kein Kind. Sie sind betrogen worden.“ DeVicenzo strahlte über das ganze Gesicht und meinte: „Sie wollen mir damit sagen, es gab gar kein krankes Kind?“ – „Ja, genau!“ – „Ach, wie schön! Das ist die beste Nachricht, die ich heute bekommen habe.“
DeVicenzo ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass es sich lohnt, auf das Gute zu schauen. Vielleicht wusste er instinktiv, was die Gehirnforschung in den letzten Jahren herausgefunden hat. Das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, wird verstärkt. Hätte er sich geärgert oder wäre wütend geworden, dann hätte er den Aspekt des Schmerzes verstärkt und wäre mit den Erfahrungen in Resonanz gegangen, in denen er sich in der Vergangenheit als Opfer gefühlt […]