Mit den Tagen rund um die Winter-Sonnenwende (21.12.) geht das Jahr allmählich zu Ende. Gelingt die Abgrenzung zur allgemeinen Hektik rund um Weihnachten, ist es eine Zeit der Ruhe und des Rückzugs in den engsten familiären Kreis. Der Neubeginn des Jahreswechsels steht kurz bevor. Und nur wer sich davor Zeit zur Regeneration und Rückschau gegeben hat, wird dann das Alte bewusst loslassen und dem Neuen kraftvoll entgegentreten können.
Das Weibliche ehren
In jeder Mythologie ist es ein magisch-mystischer Zeitraum. Alle kultischen Erscheinungsformen haben einen gemeinsamen Aspekt: Sie feiern die Urkraft des Weiblichen, aus dem alles neue Leben geboren wird. Dies spiegelt sich auch in den typischen Winterfarben wider: Rot hängt mit Weiblichkeit, Fruchtbarkeit und allem Irdischen zusammen, wirkt erdend und kräftigend. Grün steht in zahlreichen Mythen für den Urbeginn, auch für Wachstum. Die Nächte zwischen dem 21. und 25. Dezember werden auch als „Mütternächte“ bezeichnet. Sie sind den Frauen, aber auch Mutter Erde gewidmet.
Die zwölf Rauhnächte bilden die Zeit des Übergangs, die Zeit zwischen den Zeiten – das Alte ist noch nicht ganz vorbei, das Neue noch nicht geboren. Die vielen Riten und Brauchtümer, die in diesen Tagen gepflegt werden, zeigen, dass man sich nun den Ahnen, den Geistern, den Naturwesen stets näher fühlte. Traditionell ist nun auch die Hauptzeit fürs Räuchern (siehe auch Yoga Aktuell Heft 94 – Räuchern mit heimischen Kräutern).
Fragen, die zu der Qualität dieser Zeit passen
- Was habe ich in diesem Jahr vollendet?
- Was ist überholt und passt nicht mehr in mein Leben? Was möchte ich verabschieden und sterben lassen?
- Was möchte ich nicht mit in das neue Jahr hinübernehmen?
- Was hindert mich noch daran, starre und alte Muster oder Glaubenssätze loszulassen?
- Wo ahne ich, dass ich eine Erneuerung oder eine Neuorientierung brauche?
- Welcher neue Keim beginnt sich in mir zu regen? Welches Licht zeigt sich?
- In welche Bereiche möchte ich meine Begeisterungsfähigkeit einbringen?
Räuchern in den Rauhnächten
Räucherstoffe, die zu der jetzigen jahreszeitlichen Kraft gut passen sind z.B. Mistel, Tannennadeln und –harz, Wacholderbeeren, Thymian, Beifuß, Engelwurzsamen, Alantwurzel, Myrrhe, Styrax, Johanniskraut.
Für eine Mütternächte-Mischung eignen sich Apfelblüten (müssen im Frühjahr selbst gesammelt werden), Myrtenblätter, Myrrhe, Labdanum und Sternanis.
Rituale
Verbundenheit mit den Ahninnen
Für dieses Ritual benötigst du einen fingerdicken Ast (ca. 30-40 cm lang), eine Kerze, Fotos von weiblichen Ahnen oder Seelenverwandten, rosa- oder fliederfarbene Bändchen, Schnüre oder Fäden, die in ca. 15 cm lange Stücke geschnitten werden.
Auch hier kannst du zuerst mit einer Mischung deiner Wahl räuchern. Dann fühle dich in deine weibliche, weiche Seite hinein. Erspüre den schützenden Aspekt der Dunkelheit, aus der das Licht wieder geboren wird. Nimm den Rauch wahr.
Wenn du für das Licht wieder bereit bist, dann zünde die Kerze an. Nimm wahr, was der Lichtschein in dir auslöst. Gibt es einen Widerhall in dir? Was möchte beleuchtet werden? Kannst du das Lichtvolle in dir erkennen?
Dann wende dich bewusst den weiblichen Ahnen zu oder jenen Frauen, denen du dich verbunden fühlst. Nun ist ein guter Zeitpunkt, um sie zu ehren. Knüpfe für jede von ihnen ein Band oder einen Faden an den Ast. Sprich laut ihre Stärken aus. Am Ende steht jedes Band für die Eigenschaften und Qualitäten der jeweiligen Frau. Schließe das Ritual in Dankbarkeit ab.
Den Ast kannst du an einem Ort aufbewahren, an dem du ihn im Blick hast. Wann immer dir danach ist, nimm ihn zur Hand und lade dich mit seiner weiblichen Kraft auf.
Ritual für den Silvester-Abend
Nun ist ein guter Zeitpunkt, um alles loszulassen, was du nicht mit ins neue Jahr nehmen möchtest. Du kannst z.B. die Themen auf kleine Zettelchen schreiben. Zuerst kannst du eine Mischung verräuchern, die dich beim Abschließen, Verabschieden und Loslassen unterstützt (z. B. Fichtennadeln oder –harz, Eibe (VORSICHT GIFTIG! Nur in kleinen Mengen bei offenem Fenster verräuchern und nicht in Anwesenheit von Kindern), Salbei, Rosmarin – oder eine intuitiv gewählte Mischung). Falte nun die Zettel und wirf diese in ein offenes Feuer. Verbinde dich mit der Absicht, dich zu reinigen und dich von Altem endgültig zu lösen.
Für diesen Beitrag haben wir uns inspirieren lassen von vielen tollen Ritualen und Räucherideen in folgendem Buch:
Christine Fuchs: Räuchern – im Rhythmus des Jahreskreises
Kosmos Verlag 2015, EUR 29,99
ISBN: 978-3-440-14571-5