Die 12 Nächte „zwischen den Jahren“ sind ganz besondere Nächte. Wenn wir uns in dieser Zeit öffnen, können sie uns als Tor in eine Welt jenseits von Raum und Zeit dienen und uns zeigen, wie das neue Jahr aussehen könnte.
Es gibt wenige Nächte, denen im europäischen Raum so viel Bedeutung zugemessen wird wie den Rauhnächten. Der Ursprung des Wortes „Rauhnacht“ ist umstritten. Eine Deutung geht auf das mittelhochdeutsche Wort rûch, „haarig“, zurück. Gemeint waren damit möglicherweise die Dämonen, die, mit Fell bekleidet, nachts ihr Unwesen trieben. Vielleicht bezieht sich der Begriff aber auch auf die Räucherungen der Ställe, die traditionell durch den Priester oder Hofbauern durchgeführt wurden.
Ihre Wurzeln haben die Rauhnächte in der germanischen und keltischen Tradition. Der germanische Kalender verzeichnete das Mond- und das Sonnenjahr. Das Sonnenjahr hatte 365 Tage, und das Mondjahr zählte 354 Tage. Zwischen Mondjahr und Sonnenjahr ergab sich eine Differenz von zwölf Nächten und elf Tagen. Eben diese zwölf Nächte bildeten die „Heiligen Nächte“, in denen die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt werden und die Grenzen zu anderen Welten wegfallen.
Kontakt mit der Anderswelt
Schon unsere Vorfahren wussten, dass insbesondere dieser Zeitraum uns wie kein anderer im Jahr eine unmittelbare Möglichkeit bietet, in die Anderswelt einzutauchen. Aus diesem Grund wurde nach Möglichkeit nicht gearbeitet, sondern dem Zusammensein mit der Familie wie auch dem persönlichen Rückzug in die Stille und dem Verweilen in der Natur viel Aufmerksamkeit gewidmet.
Die Rauhnächte sind aber auch eine Zeit des Wandels und der Reinigung. Es geht um Loslassen und um Neubeginn. Und wer sich dem bewusst hingibt, der tut sich selbst Gutes. Es heißt nämlich, dass Rituale, die während dieser Zeit durchgeführt werden, sich heilsam auf Körper, Seele und Geist und auf unser Wohlbefinden im kommenden Jahr auswirken können. Deshalb soll man genau auf die Bedeutung der Träume, des Wetters und der sichtbaren und unsichtbaren Zeichen achten, die sich jetzt zeigen. Sie alle deuten darauf hin, wie der mit der jeweiligen Nacht korrespondierende Monat des kommenden Jahres verlaufen wird.
Ein Blick in die Zukunft
Neben Träumen können auch Orakel und Tiere als Sprachrohr der Anderswelt dienen. Das bekannteste Orakel ist wohl das Bleigießen in der Silvesternacht. Unbekannter sind hingegen sprechende Tiere. Manche Tiere, so heißt es, […]