Über das postmoderne Bewusstsein als Initiation für die westliche Yogakultur, die Notwendigkeit einer neuen Bewusstseinskultur sowie über die Bedeutung und die Charakteristika einer solchen rational-säkularen Spiritualität.
Man könnte bei einer derartigen Überschrift sofort die Frage stellen: Was hat das mit Yoga zu tun? Sehr viel – insbesondere in aufgewühlten und unsicheren Zeiten wie diesen kann Spiritualität eine wichtige Stütze sein. Dennoch fällt es vielen Menschen schwer, sich darauf einzulassen. Woran liegt das? Der folgende Artikel versucht Antworten zu geben.
Als Einstieg ins Thema starten wir mit zwei Begriffs-
klärungen:
- Was ist die Postmoderne?
- Was verstehen wir unter einer säkularen, rationalen Spiritualität?
Beginnen wir mit der Postmoderne. Man kann davon sprechen, dass die moderne westliche Yogakultur sehr stark von der Postmoderne geprägt ist, obwohl wir uns dessen oft nicht bewusst sind. Was ist sie also, diese Postmoderne? Hier müssen wir zunächst theoretisch werden. Es gibt diesen Begriff der Postmoderne in Kunst, Literatur, Mode und Architektur. Allgemein ist damit eine kulturelle Strömung gemeint, die der Moderne folgte. Sie kam vor allem in den 1960er Jahren zu einer ersten Blüte. Der integrale Philosoph und Aurobindo-Schüler Georges van Vrekhem schreibt:
„Die zeitgenössische Periode der Geschichte, die provisorisch postmodern genannt wird, wendet sich gegen die moderne Periode – Reformation, Aufklärung und 19. Jahrhundert –, durch welche sie zustande kam, aber deren lähmende Erbschaft der Werte sich als unzuverlässig, irreführend und sogar falsch herausstellte, die Gewissheiten, die von der modernen an die gegenwärtige Welt übermittelt wurden, erwiesen sich als nicht mehr länger anwendbar.“1 Mit anderen Worten: Auf Vernunft und Verstand ist nicht wirklich Verlass. Auch diese sind nicht in der Lage, die Wirklichkeit akkurat zu erfassen. Die postmodernen Philosophen fanden heraus, dass all die großen Wahrheiten, und damit auch die wissenschaftlichen Systeme, nichts anderes sind als konstruierte Narrative. Der wissenschaftliche Blick auf die Welt kann nie wirklich neutral und damit objektiv sein. Die postmodernen Philosophen gingen sogar so weit, all diese großen Narrative in wissenschaftliche Systeme zu dekonstruieren und somit ihre Autorität und ihren Machtanspruch infrage zu stellen. Ihre Grundaussagen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
- Es gibt keine festen Tatsachen, es handelt sich lediglich um Narrative. Alle vermeintlich objektiven Aussagen sind von subjektiven Standpunkten aus gefällt.
- Nichts kann isoliert betrachtet werden, sondern alles […]