Dieser Tage stattet uns wieder einmal der Osterhase einen Besuch ab und bringt viele bunte Eier. In Indien wird er wohl keine verstecken – doch wie ist es eigentlich in den indischen Lehren um das österliche Kernkonzept der Erlösung bestellt?
Es mag auf den ersten Blick weit hergeholt scheinen, Ostereier mit dem indischen Gott Shiva in Verbindung zu bringen. Doch wer einmal einen kleinen, eiförmigen Shiva-Lingam gesehen hat, mag zumindest nachvollziehen können, dass Shiva etwas mit Ostereiern zu tun haben könnte. Den Osterhasen hat ja schließlich auch noch niemand beim Eier verstecken erwischt…
Doch jetzt mal ganz im Ernst. Gibt es Parallelen zwischen unserem christlichen Osterfest und den Ideen des Yoga und der indischen Spiritualität?
Das Osterei hat natürlich weniger mit dem eigentlichen Ostergeschehen, wie es im Neuen Testament beschrieben wird, zu tun. Es stammt aus einem vorchristlichen Fruchtbarkeitskult und ist Symbol für die ewige Wiederkehr und Auferstehung des Lebens. Damit passt es aber sehr wohl zum eigentlichen Ostergeschehen, dem Tod Christi am Kreuz und seiner Auferstehung drei Tage später. Dieses Ereignis galt im Christentum gemeinhin als das wichtigste Geschehen der Menschheitsgeschichte. Gott wurde Mensch und erlöste durch den Tod am Kreuz und die Auferstehung alle Menschen, die an Christus glaubten. Es gab allerdings auch immer Stimmen, die eine solche Deutung in Frage stellten. Was war denn mit den Menschen, die vor Christi Geburt gelebt hatten? Was war mit denen, die nicht an Christus glaubten oder eine andere Religion hatten? Müsste das eigene Bemühen keine größere Rolle bei der Erlösung spielen?
Erlösung im sanatana dharma
Im sanatana dharma, der zeitlosen Weisheit Indiens, aus der auch die Yogasysteme entsprangen, hatte man von jeher einen etwas anderen Begriff von Erlösung. Erlösung bedeutete dort die Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburt (moksha) beziehungsweise das sich Auflösen der Einzelseele im Göttlichen (laya) und drehte sich um die Vermeidung einer weiteren Geburt, und nicht um die (leibliche) Auferstehung nach dem Tod. Die Weiterexistenz nach dem Tod wurde im Hinduismus überhaupt nie in Frage gezogen, da man ohnehin von der Unsterblichkeit der Einzelseele überzeugt war. Es wird im sanatana dharma allgemein akzeptiert, dass zum Erreichen dieses Ziels sowohl die eigene Anstrengung als auch göttliche Gnade nötig sind. In jedem Fall aber wird Gnade hier als ein […]