Sadhus entsagen konsequent dem weltlichen Besitz und widmen ihr Leben der Wahrheit hinter der Maya. Ihre ungewöhnliche Erscheinung, ihr Lebenswandel und die Gelübde, denen viele von ihnen folgen, versetzen insbesondere westliche Indien-Besucher im wieder in Erstaunen.
An Mauni Babas Hüfte baumelt ein Schwert, sonst trägt er nichts. Und nichts bedeutet: weder Kleidung noch Schuhe. Sein Blick ist ruhig, während er inmitten von hunderten Menschen steht, den Körper mit Asche bedeckt. Die Haltung: aufrecht, fast schon kämpferisch. Es wirkt respekteinflößend, wie er still dasteht, während die Menschen um ihn herum wogen. Mauni Baba gehört zu einer Gruppe von Bettelmönchen, die von den Indern als heilig betrachtet wird. Man beginnt zu erahnen, warum das so ist.
Jedem Reisenden, der Indien besucht, stechen sie ins Auge, und sie bleiben im Gedächtnis. Man fragt sich, wer sie sind – diese Männer mit ihren langen, verfilzten Haaren. Rauschebärtig, entweder nackt oder üppig geschmückt mit Gebetsketten aus Holz oder Blumenschmuck und in weite, wehende Gewänder gekleidet.
Ein Tanz in Ekstase
Eine Art von Mönch ist auch Udai, wenn auch keiner, der bettelt. Er wiegt sich im Takt zu einer Melodie, die nur er hören kann. Breitet die Arme aus, die Augen geschlossen. Dreht sich, zuckt, lächelt. Er tanzt einen Tanz, den nur er kennt. Etwa eine Minute lang schwebt er in diesem Zustand, dann öffnet er die Augen und kramt in seinen Taschen. Er findet ein Stückchen Bhang, gestampften indischen Hanf, und opfert es der Shiva-Statue, dem Auslöser seiner Ekstase. Shiva liebt Bhang, erklärt er. Der Gott mit dem Dreizack ist einer der wichtigsten Götter des Hinduismus.
Gut siebzig Jahre ist Udai alt, langer weißer Bart, drumherum Falten, die den Eindruck erwecken, dass dieser Mann ein bewegtes Leben hatte. Udai ist drahtig, seine Bewegungen sind federnd, seine Augen leuchten schelmisch.
Er legt sich der Länge nach auf den Boden vor den steinernen Shiva. Als er sich wieder aufrichtet, sind seine Augen feucht. Auch vor Radha und Krishna geht er auf die Knie. Dann streichelt er über das Haupt von Lakshmi und legt vor dem Abbild Ganeshas die Hände zu einem Namaste zusammen. Und für Mutter Ganges, die Göttin, die der Legende nach aus den Haaren Shivas entspringt, schmettert er aus vollem Leib ein Ständchen. Ein paar […]