oder: Eine Erinnerung an die süße Kostbarkeit des vergänglichen Lebens – wie ein winziges Lebewesen unserem Autor eine wertvolle Lektion in Hingabe erteilte.
Es ist wieder passiert. Ich bin von einer Wespe gestochen worden – und da ich in hohem Maße allergisch bin, brachte mir dies einen kurzen Aufenthalt auf der Intensivstation ein: den nunmehr dritten. Auf dem Nachhauseweg gingen mir ein paar Gedanken durch den Kopf, die ich hier mit dir teilen möchte.
Ja, es geht mir wieder gut. Die Kombination aus mitfühlender Fürsorge und Eiscreme sowie köstlichem Pflaumenkuchen von meiner Partnerin Daisy, zuvor ein ärztlich verschriebener Cocktail hochwirksamer Chemikalien gegen den allergischen Schock, der durch meine Venen floss – all das hinterließ in mir ein Gefühl entspannter Weite und eine angenehme Gedankenleere.
Nett … Vielleicht entspricht das der auf medizinischen Drogen basierenden Vorstellung von Erleuchtung des 21. Jahrhunderts? Aber mal ernsthaft: In Momenten wie diesen ist man trotz eines gewissen alternativen Lebensstils sehr dankbar für die moderne Medizin!
Es ist erstaunlich und interessant, zu erkennen und zu erfahren, dass man durch ein kleines Insekt, von dem man – zumindest im Sommer – ständig umgeben ist, sterben kann (oder durch ein Virus, das sogar noch kleiner und gar nicht sichtbar ist), und dass man binnen eines einzigen, kurzen Augenblicks vollständig die Kontrolle über „seinen“ Körper verlieren kann. Er macht plötzlich sein eigenes Ding, vielleicht stirbt er sogar! Und „man“, oder das so genannte „Ich”, hat überhaupt keinen Einfluss darauf.
Das Gleiche gilt für den Geist. Obwohl ich natürlich Gedanken der Besorgnis hatte, erschienen sie mir weit weg, ohne Substanz und in keiner Weise „griffig“ bzw. geeignet, das, was da geschah, zu erklären oder sinnvoll einzuordnen. Stattdessen war da eher die Wahrnehmung eines Feldes, das – man könnte sagen – eine Präsenz beinhaltete, die nicht näher spezifiziert war. Ich müsste dazu mal Ramana Maharshi fragen …
Es gibt nichts zu tun
Auf eine eigenartige Art und Weise hatte dieses Erlebnis auch deshalb etwas Entspannendes an sich, weil es in dieser Situation nichts zu tun, nichts zu verhindern oder zu ändern gab. Die Wespe hatte gestochen, es war bereits geschehen – nun konnte ich mich nur noch dem ergeben, was immer auf mich zukommen würde. Hingabe ist die einzige „Handlung“, die Frieden bringen kann. Die Zerbrechlichkeit des Lebens und […]