Depressionen bzw. depressive Episoden zählen schon jetzt zu den verbreitetsten psychischen Leiden und den häufigsten Erkrankungen allgemein – Tendenz steigend. Welche Rolle kann Yoga mit seinen verschiedenen Kernelementen und Übungen auf dem Weg zu einem heilsamen Umgang mit Ursachen und Symptomen spielen?
Das Krankheitsbild Depression nimmt seit einigen Jahrzehnten dramatisch zu. Das hat dazu geführt, dass Depressionen in Deutschland neben Angststörungen inzwischen die häufigste psychische Erkrankung sind. Jede vierte Frau und fast jeder achte Mann sind irgendwann im Laufe des Lebens davon betroffen. Weltweit leiden etwa 350 Millionen Menschen an einer Depression. Die WHO rechnet deshalb damit, dass Affektstörungen wie Depressionen bis zum Jahr 2020 sogar die zweithäufigste Krankheitsursache sein werden – direkt nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allein in Deutschland und Frankreich kostet die Behandlung pro Jahr mehrere Milliarden Euro.1
Eine der wesentlichen Ursachen für diesen enormen Zuwachs scheint zu sein, dass die Menschen immer weniger in der Lage sind, mit ständig zunehmendem Stress klarzukommen. Wie wir alle wissen, wachsen die Anforderungen an Flexibilität und Problemlösefähigkeiten stetig, während unsere Lebenswege immer weniger vorhersehbar und planbar werden und sich dadurch ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit breitmacht. Weitere Gründe sind darin zu sehen, dass die sozialen Netze in unserer westlichen Welt immer loser werden und uns weniger Halt geben. Das führt dazu, dass die Menschen vereinsamen und sich mit ihren Problemen allein gelassen fühlen. Und dadurch entsteht den Einzelnen nicht nur ein enormer psychosozialer Stress, sondern die Erfahrung von Hilflosigkeit macht sie auf die Dauer psychisch und körperlich krank.
Wir haben uns eine Leistungsgesellschaft erschaffen, in der nicht nur das Berufsleben, sondern auch die Familie (z.B. wenn Eltern im Alter pflegebedürftig werden) und sogar die Organisation der Freizeit immer höhere Anforderungen an uns stellen, denen wir uns aber immer weniger gewachsen fühlen. Die medizinische Forschung spricht hier von einem Syndrom „erlernter Hilflosigkeit“ und erkennt darin eine wesentliche Ursache für das Entstehen von depressiven Verstimmungen.
Da Angststörungen und Depressionen unter den aktuellen Umständen epidemische Ausmaße anzunehmen drohen, wird unterdessen unter großem Druck nach weiteren Ursachen dieser Erkrankungen (z.B. im Hormonhaushalt oder im Mikrobiom des Darms) und nach nachhaltigen Behandlungsmöglichkeiten gesucht. Dabei stellte sich in den letzten Jahren deutlich heraus, dass die Wirkung von Psychopharmaka wesentlich geringer ist als allgemein angenommen. Das gilt sowohl für die […]