Damit Yoga eine Relevanz für das soziale Leben erlangen kann, gilt es die innere Kosmologie der Asanas zu erfassen und ihre Inhalte zu integrieren.
Um zu einer sinnvollen und konstruktiven Überbrückung von der Yogaübung, Asana, zum sozialen Leben zu kommen, bedarf es einer fundierten Aufklärung der drei Ebenen, in denen sich das menschliche Leben bewegt. Während die körperliche, materielle Ebene als sichtbare Wirklichkeit existiert, gibt es darüber hinaus ein Seelendasein und schließlich eine geistige Dimension. Eine sorgfältige Analyse dieser drei Daseinsglieder erhebt die Disziplin aller Übung zu einer niveauvollen Qualität und erlaubt schließlich erste Ansätze, dass die Übungsweise zu einem Kulturgut des Lebens wird und die einzelnen Übungen eine kreative Sozialfreundlichkeit fördern.
In früheren Episoden der Menschheit, wie beispielsweise in der Zeit des Vedanta, hatte man zu den Yogaübungen ein starkes kosmisches Empfinden.
Was ist die Seele?
Solange der Übende auf einer rein körperlichen Disziplin stehen bleibt, bei der das einzelne Asana nur nach seinem nutzbaren Gesundheitswert oder energetischen Gewinn praktiziert wird, kann die Brücke zum allgemeinen Leben nur sehr eingeschränkt gelingen. Was ist der Körper? Es ist diejenige Erscheinung, die im irdischen Leben, wenn man die Betrachtung ganz bildhaft anstellt, einen Raum fordert. Der Körper fordert Raum, und dort, wo er sich aufhält, kann ein zweiter Körper keine Berechtigung anmelden. Die physische Wirklichkeit kennzeichnet sich durch die Beanspruchung des Räumlichen und durch ihre Messbarkeit mit materiellen Parametern.
Die seelische Wirklichkeit nun aber besteht in einem ganz anderen Verhältnis zum Raum. Sie verdrängt nicht, sondern erfüllt und weitet den Raum. Die Seele erscheint wie das Bindeglied zwischen einem höheren, unfassbaren Geistigen, einer Welt, die mit Brahman bezeichnet wird, und einer physischen Wirklichkeit, einem Körper, Sharira, oder der Erde, Bhumi. Bei einer guten seelischen Integrität entstehen im Raum sympathische und schöne Formen mit verbindendem Charakter, während bei einem Mangel an seelischen Gefühlen Antipathien und sehr reduzierte Formen des Unerfülltseins dominieren. Deshalb ist in der Yogaübung die seelische Aktivität des Einzelnen von Bedeutung, damit er eine zum Leben verbindende Wirkung fördert.
Die Seele des Menschen darf jedoch nicht mit den so typisch wohlbekannten Emotionen verwechselt werden. Sie lebt vielmehr in stilleren Empfindungen, berührenden, leisen Wahrnehmungen, in fast uneigennützigen empathischen Beziehungen. Des Weiteren gliedert sich die […]