Natur ist kein Disneyland: Bei einem Yogaretreat in Südspanien schienen die Naturgewalten die Gruppe von Iris Disse zunächst sehr abweisend zu empfangen, doch die hautnahe Erfahrung von Wind und Wetter jenseits der gewohnten Annehmlichkeiten der Zivilisation entpuppte sich für alle Teilnehmer als wertvolles Geschenk. In Marokko wartete dann nach langer Reise das tiefe Schweigen zum ewigen Farbspiel der Wüste.
Erst nachts, unter den Sternen, beginne ich leise zu singen. Die Mantras bekommen Tiefe … Om Dum Durgayai Namaha. Ich spüre Durga auf ihrem Tiger durch die Weiten des Kosmos reiten, und Shiva tanzt, so dass die Welt nicht zerfällt.
Das Tal
Es war kalt im Süden Spaniens im April. Saukalt. Regnerisch. Ein schneidender Wind.
Berliner Freunde schrieben: Der Sommer ist gekommen. Heute haben wir 30 Grad. Wie bitte? Das tut weh. Ich höre die Wettergötter in der Ferne lachen.
Wir hatten uns das so schön ausgedacht: Ein Yogaretreat mitten in der Natur, an einem Fluss, dem Guadalmedina, der dort ins Meer fließt. Afrika grüßt von der anderen Seite der Meerenge. April, Mai – dem Frühling entgegeneilen, sanfte Frühlingsnächte beim Gesang der Nachtigall. Und jetzt das.
Vor der morgendlichen Meditation in der Yogahöhle machen wir Feuer in einem kleinen Eisenofen, der erst mal empört qualmt. Keiner von uns ist ein geübter Feuermacher. Die Yoginis und Yogis befreien die Lungen mit meditativen Hustern. Dann Frühstück – draußen. Fünfzehn Menschen. Kaum jemand hat warme Kleidung dabei – gepackt hatten wir für den Frühling. Der Kaffee ist nicht sehr gut, und der Körper zieht sich zusammen.
Anschließend die erste Yogastunde. Barbara* beherrscht die Magie, uns in den Gesang zu ziehen. Tanzend bringen wir das Blut in Wallung und sind jetzt bereit für die dreistündige meditative Kaula-Tantra-Yoga-Session. Wir sinken nach innen, werden ruhig und zentriert. Das tut gut. Jeder Teilnehmer ist eingeladen, noch mal nachzuspüren, warum er hier ist, was für eine Absicht ihn von weither in dieses Tal gebracht hat.
Angst
Auch ich spüre noch einmal nach: Ich wollte die Menschen aus den Städten dabei unterstützen, sich über Yoga mit der Natur zu vereinigen. Yoga ist eine spirituelle Praxis, kommt aus der Meditation. Ich kann überall praktizieren, und Bäume, Wind, Sonne und der Fluss helfen mir, tief die Verbindung mit […]