Dorothea Mihm ist Palliativschwester mit spiritueller Heimat im Tibetischen Buddhismus. Mit YOGA AKTUELL sprach sie über die im Westen stark ausgeprägte Anhaftung am Körper als Erschwernis für den Sterbeprozess und über eine hilfreiche Vorbereitung auf den Tod.
Die Angst vor dem Sterben ist die archaischste und tiefste Furcht, die wir haben können. Sie ist auch eine Angst vor der Unwissenheit, was im Sterbeprozess geschieht, vor dem Alleinsein, dem Verlassenwerden. Deshalb handelt dieses Buch vor allem davon, wie sich diese Angst verändern lässt, damit wir gut sterben können.
(aus: Dorothea Mihm: Die sieben Geheimnisse guten Sterbens)
Was ist der Tod? Wie bereiten wir uns schon zu Lebzeiten auf ihn vor, und wieso ist das überhaupt wichtig? Wie können wir bewusst sterben? Welche spirituellen Praktiken helfen uns dabei, diesem Übergang mit Zuversicht entgegenzusehen? Die buddhistische Palliativschwester Dorothea Mihm hat sich darüber schon viele Gedanken gemacht. Seit dem frühen Tod ihrer Mutter beschäftigt sie sich intensiv mit dem Thema Tod und Sterben. Ihr Wissen gibt sie unter anderem in mehreren Büchern sowie in ihrer Privatpraxis Adarsha in Frankfurt/Main weiter.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Dorothea, bitte stell dich und deine Arbeit kurz vor. Wie kamst du zu deinem ungewöhnlichen Lebensweg?
Dorothea Mihm: Das fing in der frühen Kindheit an, weil ich das Phänomen des Sterbens gerne verstehen wollte, und da war einfach klar, wie mein Berufsweg sein wird. In den letzten zweiundzwanzig Jahren habe ich als Palliativ-Care-Krankenschwester mit Palliativpatienten auf allen Ebenen gearbeitet, wo Menschen hier in Deutschland sterben, also auf Palliativstationen, in stationären Hospizen und in der SAPV, das ist die Spezielle Ambulante Palliativ-Versorgung. Da habe ich ganz viel Erfahrung gesammelt, wie Menschen in Deutschland sterben. Als Heilpraktikerin habe ich mich selbstständig gemacht mit eigener Praxis, wo ich mein Wissen – das theoretische und das praktische Wissen – über Sterben und Tod in Form von Kursen an interessierte Menschen weitergebe.
Meinen spirituellen Hintergrund habe ich durch meine noch lebenden Meister Lopön Tenzin Namdak Rinpoche und Khenpo Tenpa Yungdrung Rinpoche erhalten. Über viele, viele Jahre habe ich von ihnen Einweisungen, Belehrungen und Einweihungen bekommen. So durfte und konnte ich das Tibetische Totenbuch zutiefst studieren, und somit die Kunst des Lebens, die Kunst des Sterbens, die Kunst des Todes […]