Was uns der wertvolle alte Quelltext über die Loslösung von falschen Identifikationen lehrt – die Lehren Ashtavakras als Wegweiser zu Selbstliebe und Freiheit.
Die Ashtavakra-Gita ist neben der Bhagavad-Gita und dem Yoga-Sutra ein Juwel der Yogaphilosophie, das allerdings bisher eher unbekannt ist. Das Werk wurde um das 4. Jh. n. Chr. geschrieben. Die Hauptfigur Ashtavakra wohnt in einem achtfach verbogenen Körper (ashta: acht, vakra: verformt). Die Deformierungen wurden ihm im Mutterleib durch seinen Vater zugefügt. Dieser zählte zu den weisesten Männer des Landes. Eines Tages, als er die Veden rezitierte, kritisierte ihn der noch ungeborene Sohn: „Hör auf! Das alles ist Unfug (…) Kann Weisheit in Schriften gefunden werden? Weisheit liegt in einem selbst. Kann Wahrheit in Worten gefunden werden? Wahrheit liegt in einem selbst.“ Der Vater trat gegen den Bauch der Mutter, um das Kind zum Schweigen zu bringen. So geschah es, dass Ashtavakra körperlich achtfach verformt zur Welt kam.
Ashtavakra empfiehlt, in der Mitte zu verweilen. Gemeint ist jenes Bewusstsein, das unkonditioniert, gelassen und unerschütterlich ist.
Die ca. 300 Verse der Ashtavakra-Gita zeigen dem Leser auf sehr direkte Weise, was bereits in ihm steckt. Als Hilfe, um das eigene Selbst zu erkennen, will Ashtavakra deutlich machen, wie viel Schönheit jedem Menschen innewohnt. Seine Botschaft lautet „Du bist ungebunden, aktionslos, von innen strahlend, makellos.“ (Kap. 1, Vers 15) Anhand seiner Vorgeschichte wird sie zu einer entwaffnenden Offenbarung.
Die Ashtavakra-Gita ist als Dialog zwischen Ashtavakra und König Janaka verfasst. Die beiden begegnen sich erstmalig auf einem Wettbewerb, den Janaka veranstaltet, um jenen Mann zu finden, der ihm zur Erleuchtung verhelfen kann. Als Ashtavakras Vater in der letzten Runde des Wettbewerbes zu verlieren droht, betritt der 12-jährige Sohn den Saal. Die gelehrten Männer im Raum brechen aufgrund der Art, wie sich Ashtavakra durch den Saal bewegt, in Gelächter aus. Ashtavakra lacht ebenso.
Janaka: „Ich kann verstehen, warum die anderen lachen, aber warum lachst du?“ Ashtavakra: „Es ist einfach: […]